Radiesse oder Hyaluron für die Faltenunterspritzung?
Welcher Filler für welchen Zweck?
Durch Faltenunterspritzung nicht nur die Haut glätten, sondern das Gewebe auch noch von innen verjüngen – geht das? Ja. Genau dafür wurden Filler aus Kalziumhydroxylapatit wie Radiesse oder Crystalys konzipiert. Sie füllen nicht nur mechanisch verlorenes Volumen auf oder unterfüttern Falten, sondern regen auch die Kollagensynthese an. Vor kurzem erschien mit HArmonyCa auch ein neuartiger Hybridfiller auf dem Markt, der die Vorteile von Hyaluron mit denen von Kalziumhydroxylapatit verbindet. Was die Frage aufwirft: Radiesse oder Hyaluron oder beides – wann empfiehlt sich welcher Filler? Im folgenden Beitrag schildere ich meine Ansicht.
Das sind die Themen:
Faltenunterspritzung mit Radiesse-Filler oder neuen Hybridprodukten?
Hyaluron: Standard in der ästhetischen Medizin
Dermafiller, die in der ästhetischen Faltenbehandlung eingesetzt werden, basieren heute in der Regel auf Hyaluron. Hyaluron ist als Füllstoff vielfältig einsetzbar, vom Glätten kleiner Fältchen bis zum Volumenaufbau ganzer Gesichtspartien. Es hat sich deshalb als Standard in der ästhetischen Faltenbehandlung fest etabliert.
Hyaluron ist zudem ein Stoff, der natürlich im Körper vorkommt. Es ist deshalb überwiegend gut verträglich. Als Filler-Gel füllt es Falten und gleicht Volumenverluste auf exzellente Weise aus, bleibt aber ansonsten passiv. Das hat einerseits den Vorteil, dass es das Nebenwirkungsprofil beschränkt. Andererseits regt es aber neben seiner mechanischen Hebewirkung keine körperlichen Prozesse an, die den glättenden Effekt unterstützen könnten.
Neues Kollagen durch Kalziumhydroxylapatit
Wünschenswert wäre vorrangig die Neubildung von Kollagenfasern. Könnte diese mittels Filler-Injektionen zusätzlich angeregt werden, dann ließe sich der füllende Effekt des Hyalurons zu einer echten Gewebeverjüngung steigern. Die Haut würde mit zusätzlichen Fasern durchzogen, die zusätzlich zum Effekt des Fillers straffend und stabilisierend wirken und die Haltbarkeit des Ergebnisses verlängern.
Filler mit Kalziumhydoxylapatit
Radiesse und Crystalis
Seit einigen Jahren gibt es solche Filler. Sie enthalten in der Regel Kalziumhydroxylapatit. Bekannte Produkte sind zum Beispiel Radiesse (Merz Aesthetics) oder Crystalys (Luminera). Filler wie Radiesse und Crystalys enthalten kein Hyaluron, sondern bestehen aus einem wässrigen Gel, in dem kleine Kügelchen aus Kalziumhydroxylapatit enthalten sind. Kalziumhydroxylapatit (auch Calcium-Hydroxylapatit oder nur Hydroxylapatit) ist eine anorganische Verbindung aus Kalzium und Phosphor und kommt, wie auch Hyaluron, natürlich im menschlichen Körper vor.
Hydroxylapatit in Zähnen, Knochen und Knorpel
Kalziumhydroxylapatit ist so etwa ein Hauptbaustein von Zähnen und Knochen. Als körpereigener Stoff ist es, wie Hyaluron, vollständig abbaubar. Filler aus Kalziumhydroxylapatit wie Radiesse und Crystalys sind daher wie solche aus Hyaluron von begrenzter Haltbarkeit. Nach einigen Monaten werden sie vom Körper vollständig verstoffwechselt. Eine ästhetische Behandlung mit Radiesse oder Crystalys muss daher in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Wie man es auch von Hyaluronfillern kennt.
Auch Radiesse hält nur begrenzt, aber länger
In der Regel wirken Filler wie Radiesse oder Crystalys aber länger als Hyaluronfiller. Radiesse wirbt so zum Beispiel mit einer Haltbarkeit von einem Jahr und länger. Möglich wird das durch die Biostimulation, die das Kalziumhydroxylapatit in Radiesse zusätzlich zur mechanischen Glättung bewirkt. Radiesse aktiviert im Gewebe die sogenannten Fibroblasten, die neue Kollagen- und Elastinfasern produzieren. Diese Fasern führen nicht nur zu einem Fülleffekt, sondern auch zu einer lange anhaltenden Straffung. Die Gewebestruktur wird in der Tiefe verstärkt, die Haut wirkt straffer und elastischer.
Allerdings dauert es eine Weile, bis diese Wirkung voll zur Geltung kommt, bis zu 3 Monaten. Die Kollagensynthese setzt zwar relativ schnell nach der Behandlung ein, aber sie benötigt ihre Zeit. Das ist bei neueren Hyaluronfillern nicht so, sie erzielen in der Regel einen sofortigen, deutlich sichtbaren Effekt.
Kalziumhydroxylapatit und Hyaluron in einem Filler
Neu: HArmonyCa
In diese Kerbe schlägt nun das neue Produkt HArmonyCa (Allergan). HArmonyCa ist ein Dermafiller zur Wiederherstellung des Gesichtsvolumens und der Korrektur von tiefen Falten. HArmonyCa entspringt der Kooperation von Allergan mit Luminera, dessen Fillerprogramm sie im Jahr 2020 erworben haben. Luminera produzierte Filler sowohl aus Hyaluron als auch Hydroxylapatit, zu letzteren zählt das oben angesprochene Produkt Crystalys.
Wie der Name andeutet, verbindet HArmonyCa die beiden Techniken Hyaluron (HA) und Calcium-Hydroxylapatit (CA). Wie ein herkömmlicher Filler besteht HArmonyCa aus einer Matrix aus quervernetztem Hyaluron, in das feinste Kügelchen aus Kalziumhydroxylapatit eingebettet sind. HArmonyCa ein steriles, pyrogenfreies, viskoses Implantat, das für die Injektion in das Unterhautgewebe und tiefe Hautschichten vorgesehen ist. Zur Schmerzlinderung enthält es 0,3 % Lidocain. Die Konzentration der Hydroxylapatit-Mikrokügelchen beträgt 55,7%.
HArmonyCA: Hyaluron plus Kalziumhydroxylapatit
HArmonyCA vereint somit die Vorzüge beider Techniken in einem Produkt: Durch den füllenden Effekt der Hyaluronsäure wird ein sofortiger Volumenzuwachs erzielt. Das Gesicht wirkt umgehend voller, das Aussehen strahlender. Die Kügelchen aus Calcium-Hydroxylapatit bildet darüber hinaus ein Gerüst, in das kollagenbildende Fibroblasten einwachsen. Es wird eine Formation ähnlich der eines Knorpels erzeugt, die das Gewebe stabilisiert und der ein straffes, elastisches Aussehen verleiht. Das Ergebnis ist ein jugendlich wirkendes Aussehen mit langer Haltbarkeit.
Für welche Anwendungen eignen sich Filler wie Radiesse oder HArmonyCa?
Die Behandlung mit Radiesse und HArmonyCa
Die Behandlung mit HArmonyCa, Radiesse oder Crystalys ist in allen Gesichtspartien angezeigt, die durch tiefe Falten und deutlichen Volumensverlust geprägt sind. Zu nennen wären Nasolabialfalten, Marionettenfalten, die Wangenpartien oder Kinn, Kiefer und Nasenrücken. Aufgrund der festeren Konsistenz eignet es sich nicht für kleinere Fältchen, die sich mit herkömmlichem Hyaluron zudem auch preisgünstiger behandeln lassen.
Die Unterspritzung bewirkt eine sofortige Milderung von Falten und Volumensdefekten. Der durch das Kalziumhydroxylapatit angeregte Kollagenaufbau benötigt etwa 2–3 Monate und zeigt erst dann seine volle Wirkung. Daher sollte erst dann entschieden werden, ob das Ergebnis zufriedenstellend ist oder noch eine Nachbehandlung gewünscht wird. Das Ergebnis hält in der Regel 1-2 Jahre, oft auch länger.
Die Behandlung mit Radiesse, HArmonyCA oder Crystalys kann mit anderen Therapieoptionen problemlos kombiniert werden, insbesondere Botox und Fadenlifting.
Wann dürfen Filler wie Radiesse oder HArmonyCA nicht angewendet werden?
Filler mit Hydroxylapatit wie Radiesse oder HArmonyCa dürfen nicht angewendet werden bei Patienten:
mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegen einen oder mehrere Inhaltsstoffe des Produkts, insbesondere auch das enthaltene Lidocain.
die an Hautkrankheiten oder anomaler Hautbeschaffenheit leiden.
die an einer Infektion oder Entzündung im Behandlungsareal leiden (akut oder chronisch).
die anfällig sind für Keloidbildung, hypertrophische Narbenbildung oder die Entstehung von Entzündungen der Haut.
mit gestörter Wundheilung aufgrund systemischer Störungen, Arzneimitteln oder Gewebestörungen.
mit anaphylaktischen Reaktionen und/oder multiplen schweren Allergien in der Krankengeschichte.
mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Steroide oder für die eine Behandlung mit Steroiden kontraindiziert ist.
Zudem eignen sich Hydroxylapatit-Filler nicht zur Unterspritzung der Glabella und des periokularen Bereichs (Augenringe) sowie der Lippen und des Perioralbereichs. Auch für oberflächliche Injektionen, wie bei einigen Hyaluronprodukten zur Hauthydratation vorgesehen, sind Filler mit Kalziumhydroxylapatit nicht geeignet.
Was ist nach der Behandlung mit Radiesse oder HArmonyCA zu beachten?
Nach der Behandlung mit Radiesse oder HArmonyCA sollten die nachfolgenden Verhaltensempfehlungen befolgt werden:
Für 24 Stunden nach der Behandlung anstrengende Aktivitäten, direkte Sonneneinstrahlung, Solarium und extreme Wetterbedingungen meiden.
Für 24 Stunden regelmäßig einen Eisbeutel oder Kältekompressen auf die behandelte Stelle anwenden, um Rötungen, Schwellungen und Reizungen zu verringern.
Etwaige auftretende Knötchen an der behandelten Stelle vorsichtig massieren.
Da das Hydroxylapatit auch einige Wochen nach der Behandlung noch unter der Haut spürbar sein kann, Ruhe bewahren, wenn sich injiziertes Fillervolumen ertasten lässt. Es dauert seine Zeit, bis sich Hyaluron und/oder Hydroxylapatit komplett in das Gewebe eingelagert haben. Das ist normal.
Nebenwirkungen wie Hautrötungen, Ödeme (Schwellungen), Schmerzempfindlichkeit und Juckreiz können auftreten, klingen aber in der Regel binnen 24–48 Stunden wieder ab. Sollten sie länger anhalten, dann unbedingt den Arzt kontaktieren.
mit anaphylaktischen Reaktionen und/oder multiplen schweren Allergien in der Krankengeschichte.
mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Steroide oder für die eine Behandlung mit Steroiden kontraindiziert ist.
Kosten für die Unterspritzung mit Hydoxylapatit bei LIPS and SKIN
Was kosten Radiesse und HArmonyCa?
Aufgrund der besseren Wirkung und der längeren Haltbarkeit sind Filler mit Hydroxylapatit etwas kostspieliger als Filler aus Hyaluron. Außerdem wird pro Injektion rund 25% mehr an Fillervolumen injiziert als bei herkömmlichen Hyaluronspritzen mit 1ml Inhalt.
Behandlungen mit Radiesse oder HArmonyCa kosten in meiner Praxis ab circa €580. Für eine Behandlung des kompletten Gesichts (4 Injektionen) sind circa €2.100 zu veranschlagen. Bitte beachten Sie, dass es sich bei den genannten Preisen lediglich um Richtwerte handelt. Die individuelle Abrechnung erfolgt nach der Gebührenordnung der Ärzte (GOÄ).
Ich freue mich auf Ihren Besuch!
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Über die Autorin:
Dr. med. univ. Eva Maria Strobl ist Inhaberin der Praxis LIPS and SKIN Ästhetische Medizin in München. Sie ist ausgebildete Fachärztin für Allgemeinmedizin (MedUni Wien) und seit mehr als 10 Jahren spezialisiert auf nicht-chirurgische ästhetische Eingriffe. Sie ist Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Botulinum-Therapie e.V (DGBT), der German Society of Anti-Aging Medicine e.V. (GSAAM) und im Network Global Health. Sie publiziert regelmäßig Beiträge in ihrem Blog und auf DocCheck.