Botox gegen Migräne auf einen Blick
- Botox kann bei chronischer Migräne helfen, die Anzahl und Intensität der Migräneattacken deutlich zu reduzieren.
- Die Injektionen erfolgen nach einem festgelegten Schema in die Kopf- und Nackenmuskulatur. Eine Betäubung ist in der Regel nicht erforderlich.
- Für eine anhaltende Wirkung sind regelmäßige Behandlungen im Abstand von etwa 12 Wochen notwendig.
- Diese Therapie eignet sich besonders für Patienten, bei denen andere Migränebehandlungen nicht ausreichend wirken oder Nebenwirkungen verursachen.
- Die Kosten für Botox bei Migräne liegen ab ca. 570 € (Richtwert, individuelle Abrechnung nach GOÄ). Eine Kostenerstattung durch GKV oder PKV ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich.
Mit Botox gegen Migräne vorbeugen
Botox bei Migräne: Nur präventive Anwendung wirksam
Botox entfaltet seine Wirkung bei chronischer Migräne nur, wenn es präventiv angewendet wird. Bei einem akuten Migräneanfall ist es zu spät, da das Toxin einige Tage benötigt, um wirksam zu werden. Bei erfolgreicher Behandlung treten Migräneattacken seltener auf und sind weniger intensiv. Im Idealfall werden sowohl Häufigkeit als auch Intensität der Migräne-Kopfschmerzen durch Botox reduziert.
Alternative Therapieoptionen
Seit 2011 ist Botox gegen Migräne als Medikament zur Prävention bei chronischer Migräne zugelassen. Zuvor stand nur Topiramat, ein Antiepileptikum, zur Verfügung. Dessen Wirksamkeit ist begrenzt, zudem können zentrale Nebenwirkungen auftreten.
Seit Ende 2018 bietet der monoklonale Antikörper Erenumab (auch bekannt als „Migräne-Spritze“ oder unter dem Handelsnamen Aimovig) eine weitere präventive Option. Er blockiert gezielt den CGRP-Rezeptor, der eine zentrale Rolle bei Migräne spielt. Studien zeigen eine ähnliche Wirksamkeit wie Botox bei Migräne, jedoch sind die Langzeitfolgen der CGRP-Blockade noch nicht vollständig erforscht. Botox gilt hier als gründlich untersucht und etabliert.
Anwendung nur bei chronischer Migräne
Botox wird ausschließlich bei chronischer Migräne eingesetzt. Eine Kostenerstattung durch die Krankenkasse ist nur bei chronischem Verlauf möglich. Die Diagnose erfolgt, wenn Kopfschmerzen an mindestens 15 Tagen pro Monat über mehr als 3 Monate bestehen.
Etwa 1–2 % der Bevölkerung leiden an chronischer Migräne, die die Lebensqualität deutlich stärker beeinträchtigt als die episodische Form. Viele Patienten entscheiden sich trotz fehlender Erstattung durch ihre Krankenversicherung für eine Botox-Behandlung, um ihre Lebensqualität zu verbessern.
Wie läuft die Behandlung mit Botox bei Migräne ab?
Prinzipielle Vorgehensweise und Faktoren, die es zu beachten gilt
- Konsultation und Risikoabklärung vor Botox bei Migräne
Eine gründliche ärztliche Konsultation ist der erste Schritt für eine erfolgreiche Botox-Behandlung gegen Migräne. Dabei werden Kontraindikationen ausgeschlossen und potenzielle Nebenwirkungen besprochen. Da Botox bei Migräne in höheren Dosierungen angewendet wird, können vorübergehend Übelkeit, Kopfschmerzen oder Schwindel auftreten. - Realistische Erwartungen und Medikation
Botox bei Migräne ist nicht bei jedem Patienten wirksam. Realistische Erwartungen sind wichtig, um Enttäuschungen zu vermeiden. Zudem wird geprüft, ob weitere Migräne-Medikamente eingenommen werden. Eine wirksame bestehende Medikation sollte zunächst beibehalten werden. Nach erfolgreicher Botox-Behandlung kann sie schrittweise reduziert werden, um den isolierten Effekt von Botox besser beurteilen zu können. - Behandlungsprotokoll
Nach erfolgter Risikoabklärung steht der Therapie nichts im Weg. Die Dosierung von Botox bei Migräne liegt in der Regel zwischen 155 und 195 Einheiten. Die erste Behandlung umfasst 31 Injektionspunkte in vier Zonen, nach dem international etablierten PREEMPT-Protokoll. - Injektionsschema von Botox bei Migräne
(Stirn, 7 Punkte)
(seitlich rechts, 4 Punkte)
(seitlich links, 4 Punkte)
(Hinterkopf und Nacken, 16 Punkte)
Anpassung der Botox-Dosis bei ausbleibendem Erfolg
Zeigt sich nach der ersten Botox-Behandlung mit einer Dosis von 155 Einheiten kein ausreichender Effekt, wird bei der zweiten Sitzung die Dosis auf 195 Einheiten erhöht. Die zusätzlichen Einheiten werden gezielt in die Kopf- oder Nackenbereiche injiziert, in denen der Patient die stärksten Migräneschmerzen verspürt. Dieses Vorgehen soll die Wirksamkeit der Therapie optimieren und die individuell am stärksten betroffenen Zonen gezielt behandeln.
Für wen ist Botox nicht geeignet?
Kontraindikationen für Botox bei Migräne
Bestimmte Personengruppen sollten auf eine Botox-Behandlung gegen Migräne verzichten, da mögliche Risiken bestehen oder die Datenlage unzureichend ist.
- Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangere und stillende Frauen sollten keine Botox-Injektionen erhalten. Die Wirkung auf Fötus und Säugling ist bisher nicht ausreichend erforscht. - Neurologische Erkrankungen
Personen mit neuromuskulären Erkrankungen wie Myasthenia gravis oder Lambert-Eaton-Syndrom sollten von Botox-Behandlungen absehen, da sich Symptome verschlechtern können.
Allergien - Bei bekannter Allergie gegen Botulinumtoxin oder einen der Bestandteile des Präparats ist eine Behandlung kontraindiziert.
- Infektionen im Behandlungsareal
Bei akuten Infektionen oder Entzündungen im Injektionsbereich muss zunächst eine vollständige Abheilung erfolgen, bevor eine Botox-Therapie begonnen werden kann.
Fazit: Botox bei Migräne als wirkungsvolle Therapieoption
Die Behandlung von chronischer Migräne mit Botox kann für viele Patienten eine wirksame Ergänzung bestehender Therapien sein. Auch wenn der exakte Wirkmechanismus noch nicht vollständig geklärt ist, zeigen Studien eine deutliche Reduktion der Kopfschmerzen bei einem großen Teil der Betroffenen.
Realistische Erwartungen und Lebensqualität
Nicht jeder spricht gleichermaßen auf die Botox-Therapie bei Migräne an. Realistische Erwartungen sind daher entscheidend. Für Patienten mit gutem Ansprechen kann die Behandlung jedoch eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität bringen: mehr Alltagsaktivität, weniger Einschränkungen und längere beschwerdefreie Phasen.
Regelmäßige Auffrischungen erforderlich
Die Effekte halten mehrere Monate an und machen wiederholte Behandlungen notwendig, um die Wirkung zu erhalten. Eine individuelle Beurteilung des Krankheitsbildes und gründliche ärztliche Aufklärung sind vor Therapiebeginn unerlässlich.
Botox gegen Migräne kann so einen wichtigen Beitrag leisten, Kopfschmerzen zu reduzieren und die Lebensqualität nachhaltig zu steigern.
FAQ zu Botox bei Migräne – Ergänzende Informationen
Die Wirkung setzt in der Regel innerhalb von 5–10 Tagen nach der Injektion ein. Der maximale Effekt wird meist nach 2–4 Wochen erreicht. Wenn nach drei Behandlungen keine Verbesserung spürbar ist, wird ein Abbruch der Therapie empfohlen.
Eine Sitzung dauert durchschnittlich 15–20 Minuten. Es ist keine Betäubung notwendig. Die Patienten sind im Anschluss sofort wieder alltagsfähig, auch Autofahren ist möglich.
Wird ein Behandlungsintervall (ca. 12 Wochen) überschritten, kann die Wirkung nachlassen und Migräneattacken können wieder zunehmen. Eine Therapieunterbrechung setzt den Effekt nicht dauerhaft zurück, kann aber erneute Aufbauphasen notwendig machen.
Im Prinzip ja. Botox kann parallel zu anderen prophylaktischen Medikamenten oder Akuttherapien wie Triptanen angewendet werden. Änderungen an der bestehenden Medikation sollten aber nur schrittweise erfolgen und nur nach ärztlicher Rücksprache.
Bei Migräne werden deutlich höhere Dosen injiziert (155–195 Einheiten) und gezielt in mehrere Muskelgruppen des Kopfes und Nackens. Im kosmetischen Bereich werden geringere Mengen punktuell zur Faltenglättung verwendet. Ziel ist hier nicht die Entspannung einzelner Gesichtsmuskeln, sondern die Beeinflussung neurologischer Schmerzmechanismen.

Über die Autorin:
Dr. med. univ. Eva Maria Strobl ist Inhaberin der Praxis LIPS and SKIN Ästhetische Medizin in München. Sie ist ausgebildete Fachärztin für Allgemeinmedizin (MedUni Wien) und seit mehr als 10 Jahren spezialisiert auf nicht-chirurgische ästhetische Eingriffe. Sie ist Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Botulinum-Therapie e.V (DGBT), der German Society of Anti-Aging Medicine e.V. (GSAAM) und im Network Global Health. Sie publiziert regelmäßig Beiträge in ihrem Blog und auf DocCheck.

