Botox gegen Migräne – Eine effektive Behandlungs­option

Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie Botox bei Migräne Schmerzen lindern und Ihre Lebensqualität verbessern kann.
Dr. Eva Maria Strobl
Botox gegen Migräne

Botox gegen Migräne auf einen Blick

  • Botox kann bei chronischer Migräne helfen, die Anzahl und Intensität der Migräneattacken deutlich zu reduzieren.
  • Die Injektionen erfolgen nach einem festgelegten Schema in die Kopf- und Nackenmuskulatur. Eine Betäubung ist in der Regel nicht erforderlich.
  • Für eine anhaltende Wirkung sind regelmäßige Behandlungen im Abstand von etwa 12 Wochen notwendig.
  • Diese Therapie eignet sich besonders für Patienten, bei denen andere Migränebehandlungen nicht ausreichend wirken oder Nebenwirkungen verursachen.
  • Die Kosten für Botox bei Migräne liegen ab ca. 570 € (Richtwert, individuelle Abrechnung nach GOÄ). Eine Kostenerstattung durch GKV oder PKV ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich.
Portrait eines jungen Mannes, der wieder lachen kann, nachdem seine Migräne mit Botox gelindert wurde

Botox wirkt wirklich gegen Migräne?

Positive Erfahrungen mit Botox bei Migräne

Botox ist längst nicht mehr nur ein kosmetisches Mittel. Es hat sich als wirksame Therapie bei chronischer Migräne etabliert und wird seit über zehn Jahren erfolgreich in der Neurologie eingesetzt. Bereits 2011 erhielt Botox gegen Migräne die offizielle Zulassung zur Behandlung von chronischer Migräne.

Ursprünglich zur Behandlung von Muskelspasmen und Dystonien entwickelt, führte die pharmakologische Erforschung von Botulinumtoxin zu seinem medizinischen Einsatz bei Migränepatienten. Die Anwendung von Botox bei Migräne mag zunächst überraschend wirken, hat sich jedoch in der ärztlichen Praxis bewährt.

Botox gegen Migräne: Wirkweise und Behandlung

Die Therapie umfasst gezielte Injektionen von Botulinumtoxin in definierte Kopf- und Nackenbereiche. Dadurch entspannen sich die Muskeln, was Spannungskopfschmerzen und Migränesymptome lindern kann.

Wirkung individuell unterschiedlich

Die Wirkung von Botox bei Migräne kann nicht garantiert werden. Die Behandlungsergebnisse sind individuell und können von Person zu Person variieren. Wer unter chronischer Migräne leidet, sollte sich an einen erfahrenen Arzt wenden, um die Eignung einer Botox-Behandlung abzuklären.

Mit Botox gegen Migräne vorbeugen

Botox bei Migräne: Nur präventive Anwendung wirksam

Botox entfaltet seine Wirkung bei chronischer Migräne nur, wenn es präventiv angewendet wird. Bei einem akuten Migräneanfall ist es zu spät, da das Toxin einige Tage benötigt, um wirksam zu werden. Bei erfolgreicher Behandlung treten Migräneattacken seltener auf und sind weniger intensiv. Im Idealfall werden sowohl Häufigkeit als auch Intensität der Migräne-Kopfschmerzen durch Botox reduziert.

Alternative Therapieoptionen

Seit 2011 ist Botox gegen Migräne als Medikament zur Prävention bei chronischer Migräne zugelassen. Zuvor stand nur Topiramat, ein Antiepileptikum, zur Verfügung. Dessen Wirksamkeit ist begrenzt, zudem können zentrale Nebenwirkungen auftreten.

Seit Ende 2018 bietet der monoklonale Antikörper Erenumab (auch bekannt als „Migräne-Spritze“ oder unter dem Handelsnamen Aimovig) eine weitere präventive Option. Er blockiert gezielt den CGRP-Rezeptor, der eine zentrale Rolle bei Migräne spielt. Studien zeigen eine ähnliche Wirksamkeit wie Botox bei Migräne, jedoch sind die Langzeitfolgen der CGRP-Blockade noch nicht vollständig erforscht. Botox gilt hier als gründlich untersucht und etabliert.

Anwendung nur bei chronischer Migräne

Botox wird ausschließlich bei chronischer Migräne eingesetzt. Eine Kostenerstattung durch die Krankenkasse ist nur bei chronischem Verlauf möglich. Die Diagnose erfolgt, wenn Kopfschmerzen an mindestens 15 Tagen pro Monat über mehr als 3 Monate bestehen.

Etwa 1–2 % der Bevölkerung leiden an chronischer Migräne, die die Lebensqualität deutlich stärker beeinträchtigt als die episodische Form. Viele Patienten entscheiden sich trotz fehlender Erstattung durch ihre Krankenversicherung für eine Botox-Behandlung, um ihre Lebensqualität zu verbessern.

Wie gut wirkt Botox gegen Migräne?

Botox bei Migräne: Wirkmechanismus noch nicht vollständig geklärt

Botox gegen Migräne kann die Häufigkeit und Schwere von Migräneattacken deutlich reduzieren, doch der exakte Wirkungsmechanismus ist weiterhin unklar. Ein Grund liegt darin, dass die Ursachen von Migräne selbst noch nicht abschließend erforscht sind.

Früher nahm man an, Migräne entstehe durch eine Fehlsteuerung der Blutgefäße im Gehirn. Man vermutete, dass sich die Gefäße verengen, das Gehirn unterversorgt wird und dadurch Kopfschmerzen entstehen. Entsprechend lag die Annahme nahe, Botox könne durch Gefäßentspannung Migräne lindern. Diese Theorie gilt heute als überholt.

Hemmung von Botenstoffen als Schlüsselmechanismus

Aktuell geht man davon aus, dass Migräne durch eine Überaktivität von Nervenzellen im Hirnstamm ausgelöst wird. Botox hemmt die Freisetzung wichtiger Neurotransmitter wie Acetylcholin, Glutamat, Substanz P, CGRP und Neurokinin A. Diese Hemmung könnte die Schmerzempfindlichkeit senken und zur Linderung von Migräne beitragen. Ein endgültiger Nachweis dieses Mechanismus steht jedoch noch aus.

Wirkung und Studienlage

Die Wirkung von Botox bei Migräne setzt meist nach der ersten Behandlung ein und verstärkt sich mit weiteren Anwendungen. Studien zeigen:

  • Rund 50 % der Patienten erleben nach der ersten Behandlung eine Reduktion der Migränetage um 50 %.
  • Nach mehreren Behandlungen steigt dieser Anteil auf etwa 60 %.
  • Nach dem zweiten Jahr verbessert sich die Wirkung in der Regel nicht weiter.

Auch bei Patienten, bei denen die Häufigkeit der Attacken unverändert bleibt, zeigen sich oft abgeschwächte Kopfschmerzen. Eine Reduktion um ein Drittel der Attacken oder Schmerzintensität gilt als Therapieerfolg.

Abbruch bei ausbleibender Wirkung

Zeigt sich nach der dritten Behandlung kein Effekt, sollte die Botox-Therapie bei Migräne beendet werden. Die Behandlung ist kostenintensiv, und weitere Sitzungen bringen wahrscheinlich keinen Nutzen. Das Verhältnis von Risiko, Aufwand und erwartbarem Ergebnis wird dann als ungünstig bewertet.

Wie läuft die Behandlung mit Botox bei Migräne ab?

Prinzipielle Vorgehensweise und Faktoren, die es zu beachten gilt

  • Konsultation und Risikoabklärung vor Botox bei Migräne
    Eine gründliche ärztliche Konsultation ist der erste Schritt für eine erfolgreiche Botox-Behandlung gegen Migräne. Dabei werden Kontraindikationen ausgeschlossen und potenzielle Nebenwirkungen besprochen. Da Botox bei Migräne in höheren Dosierungen angewendet wird, können vorübergehend Übelkeit, Kopfschmerzen oder Schwindel auftreten.
  • Realistische Erwartungen und Medikation
    Botox bei Migräne ist nicht bei jedem Patienten wirksam. Realistische Erwartungen sind wichtig, um Enttäuschungen zu vermeiden. Zudem wird geprüft, ob weitere Migräne-Medikamente eingenommen werden. Eine wirksame bestehende Medikation sollte zunächst beibehalten werden. Nach erfolgreicher Botox-Behandlung kann sie schrittweise reduziert werden, um den isolierten Effekt von Botox besser beurteilen zu können.
  • Behandlungsprotokoll
    Nach erfolgter Risikoabklärung steht der Therapie nichts im Weg. Die Dosierung von Botox bei Migräne liegt in der Regel zwischen 155 und 195 Einheiten. Die erste Behandlung umfasst 31 Injektionspunkte in vier Zonen, nach dem international etablierten PREEMPT-Protokoll.
  • Injektionsschema von Botox bei Migräne
Botox gegen Migräne – Injektionsschema
(Stirn, 7 Punkte)
Botox gegen Migräne – Injektionsschema
(seitlich rechts, 4 Punkte)
Botox gegen Migräne – Injektionsschema
(seitlich links, 4 Punkte)
Botox gegen Migräne – Injektionsschema
(Hinterkopf und Nacken, 16 Punkte)

Anpassung der Botox-Dosis bei ausbleibendem Erfolg

Zeigt sich nach der ersten Botox-Behandlung mit einer Dosis von 155 Einheiten kein ausreichender Effekt, wird bei der zweiten Sitzung die Dosis auf 195 Einheiten erhöht. Die zusätzlichen Einheiten werden gezielt in die Kopf- oder Nackenbereiche injiziert, in denen der Patient die stärksten Migräneschmerzen verspürt. Dieses Vorgehen soll die Wirksamkeit der Therapie optimieren und die individuell am stärksten betroffenen Zonen gezielt behandeln.

Gibt es Risiken und Nebenwirkungen?

  • Mögliche Nebenwirkungen bei Botox gegen Migräne
    Nach der Botox-Behandlung gegen Migräne können Nacken- und Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel sowie Sehstörungen auftreten. Diese Begleiterscheinungen sind vorübergehend und klingen in der Regel innerhalb von 1–2 Tagen ab.
  • Seltene Sehstörung: Diplopie
    Eine seltene Nebenwirkung bei Injektionen in der Nähe der Augenpartie ist zeitweiliges Doppelsehen (Diplopie). Diese Sehstörung kann bis zu 2–3 Wochen anhalten, bildet sich jedoch meist vollständig zurück.
  • Reaktionen an den Einstichstellen
    Rötungen an den Injektionspunkten verschwinden in der Regel nach wenigen Minuten. Kleine Blutergüsse können entstehen, wenn eine Vene getroffen wird. Diese lösen sich normalerweise innerhalb von 2–3 Tagen wieder auf.
  • Mögliche ästhetische Nebenwirkung: Brauen-Ptosis
    Bei Injektionen in die Stirnregion in relativ hohen Dosen, wie sie bei Migräne üblich sind, kann es zu herabsinkenden Augenbrauen (Brauen-Ptosis) kommen. Trotz sorgfältiger Technik lässt sich dieses Risiko nicht vollständig ausschließen. Eine Ptosis kann das Erscheinungsbild verändern und psychisch belasten.

Für wen ist Botox nicht geeignet?

Kontraindikationen für Botox bei Migräne

Bestimmte Personengruppen sollten auf eine Botox-Behandlung gegen Migräne verzichten, da mögliche Risiken bestehen oder die Datenlage unzureichend ist.

  • Schwangerschaft und Stillzeit
    Schwangere und stillende Frauen sollten keine Botox-Injektionen erhalten. Die Wirkung auf Fötus und Säugling ist bisher nicht ausreichend erforscht.
  • Neurologische Erkrankungen
    Personen mit neuromuskulären Erkrankungen wie Myasthenia gravis oder Lambert-Eaton-Syndrom sollten von Botox-Behandlungen absehen, da sich Symptome verschlechtern können.
    Allergien
  • Bei bekannter Allergie gegen Botulinumtoxin oder einen der Bestandteile des Präparats ist eine Behandlung kontraindiziert.
  • Infektionen im Behandlungsareal
    Bei akuten Infektionen oder Entzündungen im Injektionsbereich muss zunächst eine vollständige Abheilung erfolgen, bevor eine Botox-Therapie begonnen werden kann.

Was kostet Botox gegen Migräne?

Kosten der Botox-Behandlung gegen Migräne (Richtwerte)

Die Behandlungskosten nach dem Standardschema mit 155 Allergan-Einheiten betragen in der Praxis in München etwa 570 €. Wird anschließend das große Schema mit 195 Einheiten angewendet, steigen die Kosten auf rund 750 €. Diese Beträge sind Richtwerte. Die individuelle Abrechnung erfolgt nach der GOÄ und kann je nach Einzelfall abweichen.

Bitte beachten: Bei diesen Preisen handelt es sich um „off-label“-Behandlungen für Selbstzahler mit dem Präparat „Vistabel“. Dieses ist nicht für die Therapie funktioneller Störungen zugelassen, jedoch absolut wirkstoffidentisch mit „Botox“. Das Präparat „Botox“ ist für die Behandlung von Migräne offiziell zugelassen, jedoch auch deutlich teurer.

Kostenerstattung durch GKV/PKV

Für eine Kostenübernahme durch gesetzliche oder private Krankenkassen müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Es liegt eine chronische Migräne gemäß den festgelegten Diagnosekriterien vor.
  • Es wurde ein erfolgsloser Therapieversuch mit herkömmlichen Medikamenten durchgeführt, etwa mit Metoprolol, Flunarizin oder Topiramat.
    • „Erfolgslos“ bedeutet, dass entweder keine ausreichende Wirkung erzielt wurde oder Nebenwirkungen die Therapie verhinderten.
  • Erfahrungsgemäß akzeptieren GKV/PKV nur Therapiepläne, denen das Präparat „Botox“ zulassungskonform zugrunde liegt. Das macht eine Therapie, für die Sie Kostenerstattung beantragen wollen, deutlich teurer als die oben genannten Richtpreise.

Es empfiehlt sich, vor Therapiebeginn die Kostenübernahme mit der Krankenkasse abzuklären. In der Regel ist dafür ein Therapieplan mit Kostenvoranschlag erforderlich, der durch meine Praxis erstellt werden kann.

Fazit: Botox bei Migräne als wirkungsvolle Therapieoption

Die Behandlung von chronischer Migräne mit Botox kann für viele Patienten eine wirksame Ergänzung bestehender Therapien sein. Auch wenn der exakte Wirkmechanismus noch nicht vollständig geklärt ist, zeigen Studien eine deutliche Reduktion der Kopfschmerzen bei einem großen Teil der Betroffenen.

Realistische Erwartungen und Lebensqualität

Nicht jeder spricht gleichermaßen auf die Botox-Therapie bei Migräne an. Realistische Erwartungen sind daher entscheidend. Für Patienten mit gutem Ansprechen kann die Behandlung jedoch eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität bringen: mehr Alltagsaktivität, weniger Einschränkungen und längere beschwerdefreie Phasen.

Regelmäßige Auffrischungen erforderlich

Die Effekte halten mehrere Monate an und machen wiederholte Behandlungen notwendig, um die Wirkung zu erhalten. Eine individuelle Beurteilung des Krankheitsbildes und gründliche ärztliche Aufklärung sind vor Therapiebeginn unerlässlich.

Botox gegen Migräne kann so einen wichtigen Beitrag leisten, Kopfschmerzen zu reduzieren und die Lebensqualität nachhaltig zu steigern.

FAQ zu Botox bei Migräne – Ergänzende Informationen

Wie schnell wirkt Botox bei Migräne?

Die Wirkung setzt in der Regel innerhalb von 5–10 Tagen nach der Injektion ein. Der maximale Effekt wird meist nach 2–4 Wochen erreicht. Wenn nach drei Behandlungen keine Verbesserung spürbar ist, wird ein Abbruch der Therapie empfohlen.

Wie lange dauert eine Behandlungssitzung?

Eine Sitzung dauert durchschnittlich 15–20 Minuten. Es ist keine Betäubung notwendig. Die Patienten sind im Anschluss sofort wieder alltagsfähig, auch Autofahren ist möglich.

Was passiert, wenn eine Behandlung ausgelassen wird?

Wird ein Behandlungsintervall (ca. 12 Wochen) überschritten, kann die Wirkung nachlassen und Migräneattacken können wieder zunehmen. Eine Therapieunterbrechung setzt den Effekt nicht dauerhaft zurück, kann aber erneute Aufbauphasen notwendig machen.

Können Botox-Injektionen mit anderen Migräne-Therapien kombiniert werden?

Im Prinzip ja. Botox kann parallel zu anderen prophylaktischen Medikamenten oder Akuttherapien wie Triptanen angewendet werden. Änderungen an der bestehenden Medikation sollten aber nur schrittweise erfolgen und nur nach ärztlicher Rücksprache.

Wie unterscheidet sich die Botox-Behandlung bei Migräne von der kosmetischen Anwendung?

Bei Migräne werden deutlich höhere Dosen injiziert (155–195 Einheiten) und gezielt in mehrere Muskelgruppen des Kopfes und Nackens. Im kosmetischen Bereich werden geringere Mengen punktuell zur Faltenglättung verwendet. Ziel ist hier nicht die Entspannung einzelner Gesichtsmuskeln, sondern die Beeinflussung neurologischer Schmerzmechanismen.

Über die Autorin:

Dr. med. univ. Eva Maria Strobl ist Inhaberin der Praxis LIPS and SKIN Ästhetische Medizin in München. Sie ist ausgebildete Fachärztin für Allgemeinmedizin (MedUni Wien) und seit mehr als 10 Jahren spezialisiert auf nicht-chirurgische ästhetische Eingriffe. Sie ist Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Botulinum-Therapie e.V (DGBT), der German Society of Anti-Aging Medicine e.V. (GSAAM) und im Network Global Health. Sie publiziert regelmäßig Beiträge in ihrem Blog und auf DocCheck.

Quellen dieses Beitrags:

Ruscheweyh et al, Therapie der chronischen Migräne mit Botulinumneurotoxin A, Link
Herd et al (Chochrane), Botulinumtoxin-Injektionen zur Vorbeugung von Migräne bei Erwachsenen, Link

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