Botox Party? Nein Danke!

Botox Partys sind seriösen Ärzten verboten und oft Lockvogelangebote unseriöser Anbieter

5 Gründe, warum Sie zu keiner Botox-Party gehen sollten

Ein Münchener Lokalradio interviewte mich neulich zum Thema „Botox Party“. Kann man ruhigen Gewissens hingehen oder nicht? Derartige Veranstaltungen sind in München offenbar gängig, denn schon öfter wurde ich gefragt, ob ich nicht auf eine solche Party kommen wolle, um dort 10–15 Personen auf einen Schlag mit Botulinumtoxin zu behandeln.

Faltenfrei bei einem Gläschen?

Das Muster ist dabei immer dasselbe: Die Gastgeberin bzw. der Gastgeber erwartet, im Gegenzug für das Organisieren der Party und das Zusammentrommeln von 10 bis 15 Behandlungswilligen die eigene Botox-Spritze gratis zu bekommen. Und alle Partygäste erwarten, dass es die Behandlung günstiger gibt als in der Arztpraxis. Soweit so klar. Und die Behandlung fällt auch allen leicht, denn der Alkohol und die ausgelassene Stimmung lässt die Hemmungen fallen; für alle Beteiligten also eine tolle Sache. Oder?

Arzt begeht Rechtsverstoß, Gastgeber macht sich der Beihilfe schuldig

Nein. Eine Botox-Party birgt für alle Teilnehmer nur Risiken. Ich für meinen Teil lehne Botox-Partys daher auch kategorisch ab. Nicht zuletzt deshalb, weil sie einem Arzt in Deutschland berufsrechtlich verboten sind (die Berufsordnungen sprechen vom Verbot des Praktizierens „im Umherziehen“). Ein Umstand, der sich übrigens auf den Gastgeber oder die Gastgeberin erstreckt: Sie machen sich der Beihilfe zum Rechtsverstoß des Arztes schuldig. Für klagende Verbände, Kammern oder Wettbewerbsvereine ein gefundenes Fressen, wie vergangene Gerichtsurteile zeigen. Den wenigsten Organisatoren solcher Veranstaltungen ist das bekannt. Sehr zu ihrem Nachteil.

Aber auch für die übrigen Teilnehmer birgt die Behandlung auf einer Botox-Party eine Reihe von Risiken, die sie im ersten Moment vielleicht nicht sehen. Daher gehe ich nachfolgend auf sie ein:

Unseriöser Behandler

Die Teilnahme an einer Botox-Party ist für seriöse Mediziner von vornherein ausgeschlossen, da diese Art der Behandlung berufsrechtlich verboten ist. Niemand, der einen Ruf zu verlieren hat, würde riskieren, seine Reputation und sein ärztliches Ansehen für die paar Hundert Euro zu gefährden, die man auf einer solchen Veranstaltung verdienen könnte.

Daher kommen als mögliche Behandler auf einer Botox-Party nur unseriöse Anbieter infrage. In den meisten Fällen handelt es sich um Anfänger oder sogar völlig Fachfremde ohne Erfahrung und Qualifikationen für ästhetische Behandlungen. Im schlimmsten Fall könnte es sogar sein, dass kein Mediziner die Behandlung durchführt, sondern ein Heilpraktiker oder eine Kosmetikerin, was ein Straftatbestand ist. Es ist auch nicht auszuschließen, dass anstelle von echtem Botox gefälschte Produkte gespritzt werden, die aus illegalen Quellen stammen und unbekannte Risiken und keine Wirkung haben.

Was motiviert solche Behandler? Die meisten erhoffen sich durch die Teilnahme an einer Botox-Party schnell an Kunden zu gelangen, da sie neu und unerfahren sind und noch keine Praxis mit Stammkunden für ästhetische Behandlungen haben. Vielleicht können sie den einen oder anderen Kunden behalten und ihm später weitere Behandlungen verkaufen – ähnlich wie ein Lockvogelangebot.

Keine Untersuchung

Eine individuelle ärztliche Untersuchung ist bei einer Botox-Party nicht möglich, um sicherzustellen, dass der Patient für die Behandlung geeignet ist und keine Kontraindikationen vorliegen. Zudem wird das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient auf solchen Veranstaltungen nicht gewahrt, da Teilnehmer möglicherweise nicht vor anderen Partygästen über bestehende Leiden sprechen wollen, die gegen eine Botox-Behandlung sprechen. Da Botox ein potenziell gefährliches Medikament mit möglicherweise gravierenden Nebenwirkungen ist, ist es wichtig, dass der Arzt über Ausschlussgründe informiert ist.

Ebenso herrscht auf Botox-Partys oft ein sozialer Druck: Wenn alle anderen angeben, dass keine Ausschlussgründe vorliegen, möchten Sie dann derjenige sein, der aus der Reihe fällt und eventuell passen muss? Besonders wenn die Gastgeberin alles so schön organisiert hat? Möchten Sie möglicherweise beim nächsten Mal nicht mehr eingeladen werden?

Mangelnde Hygiene

Bei Botox-Partys ist die hygienische Umgebung einer Arztpraxis nicht gegeben. Das erhöht das Risiko von Infektionen und anderen Komplikationen ganz entscheidend. Das Infektionsrisiko besteht bei jeder Spritze und es ist keineswegs unerheblich. Strikte hygienische Bedingungen sind daher das A und O in der Arztpraxis, wovon im Partykeller oder im Wohnzimmer des Gastgebers aber ja unmöglich die Rede sein kann.

Zudem hat man gerade ein Gläschen getrunken und jetzt glatt vergessen, das Make-up zu entfernen und das Gesicht zu reinigen. Aber wollte man das überhaupt? Die Party geht ja schließlich im Anschluss an die Behandlung weiter, und da will man sich doch nicht komplett abschminken. Geht es auch nicht einfach so?

Sie verstehen, worauf das hinausläuft? Bakterien und Verunreinigungen haben auf einer solchen Party ein leichtes Spiel.

Unbefriedigende Ergebnisse

Jedes Gesicht ist tatsächlich einzigartig und das ist kein bloßer Werbespruch der Ästhetik-Branche. Besonders bei Botox-Behandlungen erfordert es eine individuelle Herangehensweise mit genauer Analyse der muskulären Verhältnisse im Gesicht und einem darauf abgestimmten Behandlungsplan. Auf einer Botox-Party ist das aufgrund von Zeitmangel jedoch nicht möglich.

Stattdessen wird man mit einer 0815-Behandlung abgespeist, deren Ergebnis man dann akzeptieren muss. Wenn etwa die linke Augenbraue herunterhängt und Sie dadurch 15 Jahre älter aussehen, dann haben Sie Pech gehabt. Sie bemerken dies oft erst einige Tage nach der Behandlung, aber zu diesem Zeitpunkt ist der Behandler von der Botox-Party möglicherweise schon wieder weg. Da Behandlungen mit Botulinumtoxin nicht umkehrbar sind, müssen Sie mit den Ergebnissen, auch wenn sie fehlerhaft sind, 4–6 Monate lang leben. Das allein sollte genug Motivation sein, um eine solche Behandlung nur von einem Profi durchführen zu lassen, nach einer sorgfältigen Untersuchung und Beratung.

Was tun bei Komplikationen?

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was passiert, wenn bei einer Botox-Behandlung etwas schiefgeht? Zwar ist das selten der Fall, aber es kann unvorhersehbare Komplikationen wie allergische Reaktionen oder Kreislaufprobleme geben. In einer Arztpraxis, die auf Notfälle vorbereitet ist und ein eingespieltes Team hat, können Sie in einem solchen Fall optimal versorgt werden. Bei einer Party bei einer Bekannten, auf der höchstens ein Behandler sein Erste-Hilfe-Set mitbringt und möglicherweise nicht motiviert ist, den Notarzt zu rufen, weil er rechtswidrig Botox spritzt und nicht will, dass das publik wird, ist das eine beunruhigende Vorstellung.

Botox Party? Nein danke!

Mein Fazit

Zusammenfassend möchte ich noch einmal betonen, dass Botox-Partys für Patienten eine oft unbefriedigende und potenziell gefährliche Angelegenheit sind. Ergebnisse können enttäuschend sein und die medizinischen Risiken groß, wenn Botox von einem unqualifizierten Behandler außerhalb einer professionellen ärztlichen Praxisumgebung gespritzt wird. Meine Empfehlung lautet vielmehr, dass jeder, der sich zu einer Behandlung entschließt, sorgfältig seinen Arzt auswählt und sich vergewissert, dass er über die notwendigen Fähigkeiten und Erfahrungen verfügt. Und ein solcher Arzt wird sich niemals dazu hergeben, außerhalb seiner Praxis im Rahmen einer Party zu behandeln.

Es ist zudem wichtig zu beachten, dass nicht jede Person für eine Botox-Behandlung geeignet ist, ohne das vielleicht vorher zu wissen. Bestimmte medizinische Bedingungen, wie Schwangerschaft oder einige neurologische Erkrankungen, schließen eine Botox-Behandlung aus. Das Vorliegen solcher Bedingungen abzuklären, ist ein zentraler Bestandteil des Patientengesprächs, das der gewissenhafte Arzt mit seinem Patienten vor einer Behandlung durchführen wird. Dafür ist ausreichend Zeit und Ruhe nötig, und auch der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses, damit wirklich alle wichtigen Dinge zur Sprache kommen.

Aus den genannten Gründen muss eine Botox-Behandlung als medizinisches Verfahren betrachtet werden, das nicht leichtfertig im Rahmen einer „Party“ abgehandelt werden kann. Für ein zufriedenstellendes Ergebnis ohne großes Risiko ist vielmehr die Behandlung durch einen erfahrenen und qualifizierten Arzt vonnöten, in der vertraulichen und professionellen Umgebung seiner Praxis. Nur so können potenzielle Risiken und Komplikationen minimiert und die therapeutischen Ergebnisse optimiert werden.

Wenn Sie zu diesem Thema Fragen haben, dann kontaktieren Sie mich gerne oder vereinbaren Sie einen persönlichen Gesprächstermin.

Über die Autorin:

Dr. med. univ. Eva Maria Strobl ist Inhaberin der Praxis LIPS and SKIN Ästhetische Medizin in München. Sie ist ausgebildete Fachärztin für Allgemeinmedizin (MedUni Wien) und seit mehr als 10 Jahren spezialisiert auf nicht-chirurgische ästhetische Eingriffe. Sie ist Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Botulinum-Therapie e.V (DGBT), der German Society of Anti-Aging Medicine e.V. (GSAAM) und im Network Global Health. Sie publiziert regelmäßig Beiträge in ihrem Blog und auf DocCheck.

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