Sind Sie unzufrieden mit der Wirkung von Botox? Dr. Eva Maria Strobl erklärt, warum es in einigen Fällen nicht die erwarteten Ergebnisse liefert.
Ausbleibende Wirkung bei Botox
Sie ärgern sich darüber, dass Botox bei Ihnen nicht wirkt? Oder nicht mehr wirkt? Obwohl die Behandlung erst ein paar Wochen her ist? Ein sogenanntes „Therapieversagen“ gibt es in der Medizin immer wieder, und leider auch bei Botox. Man spricht davon, wenn der Patient, der Arzt oder beide mit dem Ergebnis der Behandlung nicht zufrieden sind. Und wenn Botox keine Wirkung zeigt, dann ist das sicher der Fall.
Man kann zwar davon ausgehen, dass die Botox-Wirkung in der Regel sehr zuverlässig eintritt. Denn das haben Studien oft belegt. Aber wenn es einem dann doch passiert, man vor dem Spiegel steht und enttäuscht feststellt: „Botox wirkt bei mir nicht“, dann ist das sehr ärgerlich. Schließlich hat man Zeit und Geld investiert, und eine Prozedur über sich ergehen lassen, die nicht angenehm ist.
Zudem hatte man hohe Erwartungen an das kosmetische Ergebnis, das jetzt ausbleibt. Wenn Patienten sich beklagen, in Foren oder sozialen Medien, dass sie mit Botox negative Erfahrungen machten, dann ist die ausbleibende Wirkung meistens der Grund.
Primäres Therapieversagen: Botox-Wirkung bleibt komplett aus
Für Unzufriedenheit mit dem Ergebnis einer Therapie gibt es immer ein breites Spektrum an Gründen. Man kann diese in einem ersten Schritt grob einteilen, in dem man primäres und sekundäres Therapieversagen unterscheidet.
Bleibt die Botox-Wirkung von Anfang aus, obwohl der Arzt bei der Zubereitung und Verabreichung der Botox-Spritzen alles richtig gemacht hat, dann spricht man von „primärem Therapieversagen.“ Dazu zählt z. B. die fehlerhafte Indikation, bei der das Ziel der Behandlung von vornherein mit Botox nicht zu erreichen war. Der Versuch, Schlaffalten mit Botox zu behandeln, wäre hier zu nennen. Da sie nicht mimischen Ursprungs sind, wird man bei ihnen mit Botox keine Wirkung erzielen.
Sekundäres Therapieversagen: Botox-Wirkung zunächst vorhanden
Dagegen spricht man von „sekundärem Therapieversagen“, wenn in einer laufenden Behandlung Botox ohne Wirkung bleibt: Die Therapie ist zunächst erfolgreich und die Ergebnisse sind wie erwartet. Aber von einem auf das nächste Mal setzt die Botox-Wirkung aus. Oder seine Wirkung verblasst nach kurzer Zeit. Auch hierfür kann es viele Gründe geben: von der falschen Zubereitung der Spritzen durch den Arzt bis zum Auftreten einer Resistenz beim Patienten.
Sehen wir uns die Gründe für ein Ausbleiben der Botox-Wirkung der Reihe nach an. Und gehen wir dabei zunächst auf zwei wichtige Aspekte ein, die zu primärem Therapieversagen führen: zu hohe Erwartungen und Indikationsfehler. Danach betrachten wir das sekundäre Therapieversagen. Und dabei etwas genauer die (seltene) Möglichkeit der Botox-Resistenz.
Das sind die Themen:
- Botox-Wirkung recht zuverlässig
- Der Arzt in der Kritik
- Selten: Botox wirkt nicht wegen Resistenz
- Aktualisierung 2024: Geringe Wirkung von Botox bei Zinkmangel
- Botox wirkt bei mir nicht – Was kann ich tun?
- FAQ: Wann wirkt Botox?
Botox-Wirkung recht zuverlässig
Studien: Botox wirkt fast immer
Die gute Nachricht vorweg: Der Befund, dass Botox ohne Wirkung bleibt, ist selten. Im Gegenteil: Die Therapie glänzt sogar mit hohen Zufriedenheitswerten von 80–90 %. Studien belegen das immer wieder. Eine Studie spricht z. B. davon, dass 9 von zehn Personen, die mit Botox behandelt wurden, mit der Wirkung zufrieden sind und sich auch 4 Monate nach der Behandlung noch deutlich besser fühlen. Nur wenige Probanden berichteten mit Botox negative Erfahrungen. Deutlich mehr waren von der Wirkung überzeugt und wollten Botox auf jeden Fall weiterempfehlen.
Eine andere Studie weist nach, dass Personen, die mit Botox ihre Stirn behandeln ließen, danach signifikant glücklicher waren als die Kontrollgruppe. Das deckt sich mit der heute gut belegten Vermutung, dass Botox gegen Depressionen helfen kann. Kann man diese Studien stets und in jedem Punkt verallgemeinern? Vielleicht nicht. Aber dennoch bleibt als Fazit: Botox wirkt zumeist sehr zuverlässig.
Botox wirkt nicht – in Einzelfällen
Und doch passiert es, dass Botox keine Wirkung zeigt. Oder dass die Wirkung zumindest hinter den Erwartungen zurückbleibt. Patienten sind dann zu Recht enttäuscht. Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen: Kosten von mehreren Hundert Euro steht kein Ergebnis gegenüber, das diesen Aufwand wert wäre.
Aber oft geht es auch um mehr als nur Geld oder jugendlicheres Aussehen: Wer sich mit Botox gegen bestimmte Leiden behandeln lässt, wie Spasmen, Dystonien oder Migräne und Bruxismus, der hofft auf eine echte Steigerung seines Wohlbefindens. Zudem müssen viele Patienten dafür erst einmal ihre Ängste überwinden. Umso größer ist dann der Frust, wenn die Therapie versagt und die erhoffte Wirkung ausbleibt. Und in der neurologischen Therapie ist es leider so, dass Botox recht oft nicht so wirkt wie erhofft.
Ausbleibende Botox-Wirkung bei Migräne
Ein Beispiel: Bereits mit der Zulassung von Botox bei chronischer Migräne war klar, dass die Therapie bei einem hohen Prozentsatz von Patienten versagen würde. Ob man ein solcher Patient ist, weiß man aber in der Regel erst im Nachhinein. Und bei allem, was man heute über die exakten Mechanismen hinter der Botox-Wirkung weiß respektive nicht weiß, kann man dann oft nur sagen: leider Pech gehabt!
Denn die konkreten Gründe für das Versagen sind meist nicht einmal klar. Der umsichtige Arzt wird die Erwartungen seines Patienten entsprechend lenken, indem er bereits vor Beginn der Therapie auf die Möglichkeit der ausbleibenden Wirkung hinweist. Zudem wird er den Therapieplan so gestalten, dass an vorab definierten Punkten der Abbruch erfolgt, falls die Wirkung ausbleibt. Bei chronischer Migräne etwa ist das nach der dritten erfolglosen Behandlung vorgesehen.
Unrealistische Erwartungen
Zu den zentralen Aufgaben des Arztes gehört es, die Erwartungen seiner Patienten auf realistischem Niveau zu halten. Und in der ästhetischen Medizin ist das oft genug eine Herausforderung. Denn das eigene Aussehen wird emotional beurteilt und Erwartungen an einen kosmetischen Eingriff sind nicht selten überzogen. Hinzu kommt, dass es die ästhetische Medizin und viele, die mit ihr Geld verdienen, bei ihren Versprechungen auch selbst gerne übertreiben.
Flankiert wird das Ganze von Tausenden Beauty-Influencern auf Instagram, die jedem auf perfekt gestylten Fotos vorgaukeln: „So kannst Du auch aussehen!“ Und ebenso vielen „Vorher-Nachher-Bildern“, die angeblich aus echten Behandlungen stammen. Bei denen der Profi aber auf den ersten Blick erkennt, dass nur einer als Therapeut tätig war: „Dr. Photoshop“! All das muss der Arzt objektivieren. Wenn er es nicht schafft, die Erwartungen seiner Patienten realistisch zu lenken, dann wird nach der Behandlung die Enttäuschung in vielen Fällen groß sein.
Wann wirkt Botox?
Auch die Frage, ab wann mit einer Wirkung von Botox überhaupt zu rechnen ist, trägt zu falschen Erwartungen bei. Viele haben sich leider daran gewöhnt, dass alles „sofort“ zu haben ist. Das ist aber bei der Wirkung von Botox nicht der Fall. Sie tritt erst nach einigen Tagen ein. Das hat biochemische Gründe, auf die ich am Ende des Textes detaillierter eingehe. Ein kompetenter Arzt wird auch das vor der Behandlung klarstellen.
Der Arzt im Zentrum der Kritik
An dieser Stelle im Text ist schon zu erkennen, dass für ein primäres Therapieversagen von Botox in der Regel der Arzt einstehen muss. Wenn nämlich die Erwartungen an das Ergebnis zu hoch lagen, dann hätte der Arzt sie auf ein realistisches Maß stutzen müssen. Und wenn die Indikation falsch war, und Botox von vornherein kein geeignetes Mittel, um das Ziel der Therapie zu erreichen, dann handelt es sich schlicht um eine Fehldiagnose. In der Praxis wird man davon ausgehen können, dass die überwiegende Zahl der Fälle, in denen Botox keine Wirkung zeigt, in eine dieser beiden Kategorien fällt.
Ein dritter Grund schließlich, für den ebenfalls der Arzt verantwortlich zeichnet, liegt in der nicht korrekten Zubereitung und Anwendung des Toxins. Dazu zählen auch Fehler bei der Lagerung. Botox ist zwar kein allzu sensibles Medikament, es muss aber doch bei einer bestimmten Temperatur im Kühlschrank gelagert werden, um seine volle Wirkung zu behalten. Und vor der Anwendung am Patienten muss Botox in einem exakten Verhältnis mit Kochsalzlösung verdünnt werden. In verdünntem Zustand darf es dann aber nur für kurze Zeit aufbewahrt werden. Können bei allen diesen Handlungen Fehler gemacht werden, die dazu führen, dass Botox an Wirkung verliert? Aber natürlich!
Dissens zwischen Arzt und Patient
Ein weiterer Punkt, bei dem der Arzt die entscheidende Rolle spielt, liegt in der Frage der Beurteilung des Ergebnisses. Es kann ja sein, dass Arzt und Patient dazu unterschiedlicher Meinung sind. Klar: Wenn eine Zornesfalte trotz Botox noch genauso deutlich zu sehen ist wie davor, dann muss man darüber nicht streiten. Aber nicht immer liegt das so klar auf der Hand. Und wenn der Patient meint, die Wirkung von Botox sei ausgeblieben, der Arzt den Erfolg aber sehr wohl sieht, dann liegt offenkundig ein Dissens vor. Wie kommt man davon wieder weg und zu einem gemeinsamen Urteil? Tatsächlich haben ja Studien gezeigt, dass Ärzte und Patienten die Botox-Wirkung im Vergleich zu Placebo sehr unterschiedlich beurteilen. Wobei die Ärzte allerdings deutlich öfter richtig lagen als die behandelten Patienten.
Botox-Wirkung richtig beurteilen
In einer solchen Situation wird nur das klärende Gespräch weiterhelfen. Der umsichtige Arzt hat den Ausgangszustand dokumentiert, verbal und mit Fotos. Es sollte deshalb möglich sein, das Ergebnis mit dem Ausgangszustand zu vergleichen. Und die Unterschiede sachlich zu diskutieren. Meiner Erfahrung nach ist dafür das persönliche Gespräch nötig. Allein schon, um die Vergleichbarkeit sicherzustellen. Denn bei all den Selfies, die einem Patienten in solchen Fällen spontan per E-Mai oder Messenger senden, sieht man sofort, dass schon die Lichtverhältnisse bei der Aufnahme dazu führen, dass von Vergleichbarkeit keine Rede mehr sein kann. Hier kann man als Arzt also nur dafür plädieren, den Ist-Zustand nach der Behandlung unter gleichen Bedingungen zu beurteilen wie den Ausgangszustand. Bei annähernd gleichen Lichtverhältnissen in der Arztpraxis. Nur so wird man Ergebnisse objektiv diskutieren und Dissens verhindern können.
Fehldiagnosen
Fehldiagnosen und Anwendungsfehler liegen in der Schuld des Arztes. Darüber muss man nicht diskutieren. Wenn Botox gegen Falten gespritzt wurde, die nicht mimischen Ursprungs sind, dann ist der Misserfolg vorprogrammiert. Die muskuläre Entspannung, die das Toxin bewirken sollte, mag dabei exakt so eintreten, wie geplant. Allein, sie wird zur Verbesserung des Faltenbildes nichts beitragen können. Schlaffalten sind hier zu nennen. Oder die Nasolabialfalte. Beide sind mit Botox nicht behandelbar. Es gibt andere Techniken, mit denen man sie erfolgreich abmildern kann. Aber mit Botox sind negative Erfahrungen vorprogrammiert.
Ein ähnliches, vermutlich recht häufiges Problem, dürfte darin liegen, dass der Muskeltonus unterschätzt wird. Und die Botox-Wirkung damit überschätzt. Als Muskeltonus wird die Grundspannung eines Muskels bezeichnet, die selbst im Zustand der Entspannung anliegt. Botox führt dann zwar zur Entspannung, aber diese reicht nicht aus, um Falten restlos zu beseitigen. Oder die Falten sind zunächst weg, aber bereits nach 3 Monaten scheint die Wirkung von Botox wieder wie verflogen. Dem erfahrenen Arzt sollte das nicht passieren. Es mag Fälle geben, deren Beurteilung schwierig und die Wirkung nicht exakt vorhersehbar ist. Aber dann liegt es wiederum beim Arzt, den Patienten auf das Risiko hinzuweisen, um seine Erwartungen entsprechend zu lenken.
Wie lange hält Botox?
Der brasilianische Chirurg und Botox-Experte Mauricio de Maio unterscheidet in diesem Zusammenhang „kinetische“, „hyperkinetische“ und „hypertonische“ Patienten. Bei kinetischen Patienten entspricht das Faltenbild dem mimischen Ausdruck, d. h. Falten zeigen sich dann, wenn gelacht oder die Stirn gerunzelt wird, sonst aber nicht. Bei solchen Patienten ist davon auszugehen, dass die Botox-Wirkung eintritt, wie man es gemeinhin erwartet. Und dann volle 6 Monate lang anhält.
Bei hyperkinetischen Patienten ist die Mimik überaktiv. Ihr Gesicht ist praktisch ständig in Bewegung, wenn sie etwas erzählen oder auch nur aufmerksam sind. Die Botox-Wirkung sollte nach de Maio auch bei ihnen zwar zunächst einwandfrei einsetzen. Aber wie lange die Wirkung hält, ist fraglich. In der Regel nur 3–4 Monate lang.
Hypertonische Patienten schließlich sind in ihrer Muskulatur bereits so stark angespannt, dass Botox keine vollständige Entspannung mehr bewirken kann. Das Faltenbild wird sich zwar bessern, aber nie ganz verschwinden. Und die Botox-Wirkung wird auch nur stark verkürzt anhalten, um die 3 Monate lang.
Wie im folgenden Screenshot aus einem Online-Training zu sehen ist, plädiert de Maio entschieden dafür, den Patienten darüber vor der Behandlung zu informieren. Nur dann kann er sich realistische Erwartungen bilden. Und ist nicht dazu verurteilt, mit Botox negative Erfahrungen zu machen, weil die Wirkung seinen zu hohen Erwartungen nicht entspricht.
Anwendungsfehler
Anwendungsfehler liegen immer dann vor, wenn die Behandlung mit Botox zwar richtig indiziert, aber dann nicht korrekt durchgeführt wird. Erneut sind mehrere Fälle denkbar:
- Die Botox-Dosierung war zu niedrig
- Die Injektionen trafen nicht die richtigen Muskeln
- Die Injektionstechnik war nicht korrekt
- Die Botox-Spritze hatte Qualitätsmängel (z. B. wegen unsachgemäßer Lagerung)
Wieder kann man nur feststellen, dass dem mit Botox erfahrenen Arzt solche Fehler in der Regel nicht passieren. Wie vorhin schon bei der Indikationsstellung mag es Grenzfälle geben, in denen die muskuläre Anatomie ein Risiko birgt, dass der falsche Muskel injiziert wird und der erwünschte Effekt auf das Faltenbild ausbleibt. Der Arzt muss das bereits im Vorfeld ansprechen und den Patienten auf das Risiko hinweisen.
Allein schon deshalb, weil das irrtümliche Injizieren des falschen Muskels nicht nur dazu führen kann, dass die kosmetisch erwünschte Wirkung ausbleibt. Sondern auch dazu, dass kosmetisch unerwünschte Folgen auftreten. Als Beispiel seien „Spock-Augenbrauen“ oder hängende Mundwinkel genannt.
Den Patienten über das Risiko im Unklaren zu lassen, kann also nicht nur dazu führen, dass er am Ende eine ausbleibende Wirkung beklagt wird. Sondern auch dazu, dass er über unvorhergesehene Effekte entsetzt ist. Eine umfassende Aufklärung wird den Patienten daher in beiden Punkten davor bewahren, mit Botox negative Erfahrungen zu machen, die unnötig sind.
Botox wirkt nicht wegen Resistenz
Botox-Wirkung gehemmt
Wir haben bis jetzt über zu hohe Erwartungen seitens des Patienten gesprochen und über Behandlungsfehler des Arztes. Wir haben auch festgehalten, dass falsche Erwartungen des Patienten, die vom Arzt nicht korrigiert werden, ebenso dem Arzt zuzurechnen sind. Kommen wir damit jetzt zu einer dritten möglichen Ursache, für die der Arzt in den meisten Fällen nichts kann: die Botox-Resistenz. Sie tritt auf, wenn der Patient Antikörper gegen Botox entwickelt. Und es damit zu einer Immunreaktion kommt, die die Wirkung von Botox unterbindet.
Das passiert bei Botox sehr viel seltener als gemeinhin angenommen. Und in der kosmetischen Botox-Therapie so gut wie gar nicht. Die wenigen Fälle von Botox-Resistenz betreffen fast immer Patienten, die damit gegen Spasmen oder Dystonien behandelt werden. Das erklärt sich aus den dabei verwendeten sehr hohen Wirkstoffdosen. In Studien mit Dystonie-Patienten kam es z. B. bei 3–10 % der Fälle zu einer Botox-Resistenz nach mehrmaliger Behandlung. Wie entsteht eine Botox-Resistenz?
Antikörper binden an aktive Moleküle
Botox enthält biologisch aktive wie auch biologisch nicht aktive Eiweiß-Moleküle (Proteine). Damit Botox Wirkung entfalten kann, müssen die aktiven Proteine intakt bleiben. Beide Arten können aber vom Immunsystem als Antigene erkannt werden. Es antwortet darauf mit der Bildung von Antikörpern. Die Antikörper binden an die Botox-Proteine und inaktivieren sie.
Wenn es sich dabei um Moleküle handelt, die sowieso biologisch inaktiv waren, dann hat das auf die Wirkung keinen Einfluss. Binden die Antikörper hingegen an den biologisch aktiven Teil des Botox, dann wird seine toxische und therapeutische Wirkung blockiert.
Neuere Studien zeigen aber, dass die Blockade mit der Zeit auch wieder vergeht. Im Verlauf von 2 bis 3 Jahren sinkt die Zahl der Antikörper wieder, sodass dann eine Therapie womöglich erfolgreich ist und Botox Wirkung zeigt, wo es zuvor versagt hat.
Wie vermeidet man Botox-Resistenz?
Die Bildung von Antikörpern ist dann problematisch, wenn Botox in hohen Dosen und kurzen zeitlichen Abständen gespritzt wird. Das kann in der neurologischen Therapie eine Herausforderung darstellen. Bei kosmetischen Anwendungen aber kaum. 50-100 Einheiten Botox alle 4–6 Monate stellen kein großes Risiko für die Bildung von Antikörpern dar. Der erfahrene Arzt wird das berücksichtigen und von Botox in sehr kurzen Intervallen („Botox-Booster“) abraten. Tut er das nicht, dann macht er sich auch bei der Resistenz zumindest mitschuldig.
Aktualisierung: Eingeschränkte Wirkung bei Zinkmangel
Ich aktualisiere an dieser Stelle diesen Artikel mit zusätzlichen Erkenntnissen, die ich in Fortbildungsseminaren bei einem führenden Hersteller von Botox-Präparaten erworben habe. Ich führe Sie aus Vollständigkeitsgründen an, obwohl mir bei meinen eigenen Patienten in mehreren tausend Behandlungen Zinkmangel als Grund für fehlende oder verkürzte Wirksamkeit noch nicht begegnet ist.
Zinkmangel kann die Wirkung von Botox verringern
Zinkmangel kann eine verminderte oder verkürzte Wirksamkeit von Botox in ästhetischen Behandlungen zur Folge haben. Botox, ein Neurotoxin, blockiert die Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin und führt so zur Entspannung der Muskeln. Zink spielt in diesem Prozess eine zentrale Rolle, da es als Cofaktor für die Bildung und Funktion von Botulinumtoxin essentiell ist. Ohne ausreichende Mengen an Zink kann Botox möglicherweise nicht vollständig wirken, da die notwendige biochemische Aktivierung des Neurotoxins beeinträchtigt ist.
Bessere Wirkung von Botox nach Zinksupplementierung
Eine klinische Studie von Koshy et al. (2012) untersuchte die Auswirkungen einer Zinksupplementierung in Kombination mit Phytase (einem Enzym, das die Zinkaufnahme fördert) auf die Wirksamkeit von Botox. Dabei zeigte sich, dass Patienten mit höherem Zinkspiegel nach der Supplementierung eine längere und intensivere Wirkung von Botox verzeichneten. Dies deutet darauf hin, dass Zinkmangel tatsächlich die Effektivität der Behandlung negativ beeinflussen kann.
Wie wahrscheinlich ist Zinkmangel als Grund für fehlende Wirkung von Botox?
In der westlichen Welt betrifft Zinkmangel etwa 10 bis 20 % der Bevölkerung, wobei besonders ältere Menschen, Schwangere und Menschen mit bestimmten Ernährungsgewohnheiten gefährdet sind. Trotz dieser Prävalenz ist ein klinisch relevanter Zinkmangel, der die Botox-Wirksamkeit beeinträchtigt, eher selten.
Dies bedeutet, dass ein Zinkmangel als Ursache für eine verminderte Wirkung von Botox in den meisten Fällen nicht die Hauptursache sein dürfte. Dennoch kann bei Personen, die auf Botox weniger ansprechen als erwartet, eine Untersuchung des Zinkstatus sinnvoll sein, um mögliche Defizite zu beheben und die Wirksamkeit der Behandlung zu optimieren.
Botox wirkt bei mir nicht – Was kann ich tun?
Kommen wir damit zum Ausgangspunkt dieses Beitrags zurück: Sie stehen vor dem Spiegel und stellen enttäuscht fest: „Botox wirkt nicht bei mir.“ Was können Sie tun?
Klärendes Gespräch mit dem Arzt
Suchen Sie zunächst einmal das Gespräch mit Ihrem Arzt. Wenn er Ihnen zustimmt, dass die Behandlung mit Botox keine Wirkung zeigt, dann gilt es, die Ursachen zu ergründen. Ihre Patientenakte und die Fotos des Ausgangszustandes sollten Aufschluss darüber geben, ob das Vorgehen Ihres Arztes prinzipiell korrekt war. Zudem sollte die Chargen-Nummer des verwendeten Präparats vorliegen, anhand der beim Hersteller nachgefragt werden kann, ob bei dieser Charge Probleme bekannt sind. Als Ergebnis des Gesprächs werden Sie eventuell einen zweiten Versuch wagen. Womöglich mit höherer Dosierung oder modifiziertem Injektionsschema, wenn der Verdacht besteht, dass es daran gelegen haben könnte.
Arztwechsel
Vielleicht entziehen Sie Ihrem Arzt aber auch das Vertrauen und versuchen es woanders noch mal. Das wird davon abhängen, wie gut das Vertrauensverhältnis zu Ihrem bisherigen Arzt war und welche Eindrücke Sie aus dem Gespräch gewonnen haben. „Arzt Hopping“ ist zwar in der Regel keine gute Idee, aber wenn Sie das Vertrauen zu Ihrem Arzt verloren haben, dann bleibt Ihnen auch nichts anderes übrig. Viele Ärzte spritzen heute Botox gegen Falten, auch solche, deren Fachgebiet und Fokus wenig mit kosmetischer Faltentherapie zu tun hat. Ein gewisses Risiko, an den Falschen geraten zu sein, ist deshalb nicht völlig von der Hand zu weisen.
Auf Resistenz testen lassen
Falls auch eine weitere Behandlung keine Wirkung zeigt, obwohl davon auszugehen ist, dass alles richtig gemacht wurde, dann sollten Sie erwägen, sich auf Botox-Resistenz testen zu lassen. Eventuell gehören Sie ja tatsächlich zur kleinen Schar von Menschen, die gegen das Botulinumtoxin A immun ist. Aus welchen Gründen auch immer. Wie zuvor erwähnt, ist das zwar unwahrscheinlich. Aber ganz ausschließen kann man es eben nicht.
Beim Test auf Botox-Resistenz wird mittels Oberflächen-Elektromyografie die elektrische Aktivität von Muskelfasern gemessen. Als Ergebnis erhält man ein Elektromyogramm. Der Ablauf ist dabei wie folgt: Zunächst wird die Amplitude des gemessenen Aktionspotenzials eines Muskels aufgezeichnet und dokumentiert. Dann wird Botox in den Muskel injiziert.
4 Wochen später wird wieder gemessen. Wenn die neue Messung eine geringere Amplitude zeigt als bei der ersten Messung, dann hat das Botox Wirkung gezeigt und es besteht keine Resistenz. Ist die Amplitude hingegen unverändert, dann liegt eine Resistenz vor.
Botox-Alternativen erwägen
Sollte sich herausstellen, dass eine Resistenz besteht und Sie immun gegen Botox sind, dann seien Sie nicht zu sehr enttäuscht. Zur Behandlung von Falten gibt es eine Reihe anderer Möglichkeiten. Kosmetisch exzellente Ergebnisse können auch mit diesen erreicht werden. Unterspritzung mit Hyaluron wären an erster Stelle zu nennen, aber auch Fadenlifting oder PRP. Bei kleineren Fältchen können Sie selbst mit Microneedling und chemischen Peelings gute Erfolge erzielen.
FAQ: Wann und wie wirkt Botox?
Wie ich eingangs bereits erwähnt habe, tragen unrealistische Erwartungen in der Frage „Wann wirkt Botox?“ zum Problem bei. Ich füge meinem Text daher eine kurze FAQ als Exkurs an. Darin stelle ich dar, wie Botox wirkt und wann die Wirkung einsetzt. Diese Information mag dabei helfen, die obigen Inhalte noch besser einzuordnen.
Botox ist ein Nervengift. Es wirkt an den „cholinergen Synapsen“. Die cholinergen Synapsen vermitteln die Kommunikation zwischen einer Nervenzelle und einer nachgelagerten Zelle. Die Kommunikation zwischen den Zellen erfolgt über Botenstoffe. Man spricht auch von „Neurotransmittern“. Der Botenstoff, der uns bei Botox interessiert, heißt „Acetylcholin“.
Botox hemmt nun die Sekretion von Acetylcholin. Und unterbricht damit die Kommunikation zwischen den Zellen. Genauer: zwischen Nerven- und Muskelzellen. Da die Kommunikation unterbrochen ist, erreichen Nervenimpulse den Muskel nicht mehr. Er ist gelähmt. Vielleicht nicht gleich ganz. Das hängt von der Dosis ab. Aber zumindest teilweise. Der starke Zug auf die Haut bleibt deshalb aus. Sie wird nun nicht mehr in Falten gelegt. Darauf beruht die Wirkung von Botox.
Nach der Injektion dauert es zwischen 24 und 48 Stunden, bis sich das Toxin an die Nervenzellen bindet und in diese eindringt. Der Prozess ist kompliziert und sieht vor, dass sich das 2-teilige Botox-Molekül aufspaltet. Nur der leichtere Teil, die „L-Kette“, dringt in die Nervenzelle ein. Dort spaltet Botox ein Protein, das für die Ausschüttung von Acetylcholin wichtig ist. Dadurch wird die Ausschüttung verhindert.
Es dauert daher 1–2 Tage, bis injiziertes Botox Wirkung zeigt und die erste anfängliche Lähmung des Muskels eintritt. Es gibt Patienten, bei denen bereits ab dann das Faltenbild besser wird. Das ist aber sicher nicht bei allen Patienten so. Viele fragen sich deshalb, wie schnell Botox wirkt. Und werden bereits nach wenigen Tagen nervös. Besonders Patienten, die zum ersten Mal damit behandelt werden.
Wie lange es dauert, bis die volle Botox-Wirkung zu sehen ist, hängt aber von individuellen Faktoren ab. Besonders die Stärke der beteiligten Muskeln spielt eine Rolle. Aber auch ihre Grundspannung im Ruhezustand. Meiner Erfahrung dauert es 7–14 Tage, bis die volle Wirkung zu sehen ist. Bei Männern eher länger als bei Frauen. Wenn Sie deshalb feststellen, dass Botox bei Ihnen nach 3, 4 oder 5 Tagen noch nicht wirkt, dann seien Sie nicht gleich beunruhigt. Das ist normal. Erst wenn Sie nach 14 Tagen auch noch keine Wirkung sehen, dann sollten Sie ihren Arzt kontaktieren. In der Regel hat er aber dann ohnehin einen Kontrolltermin mit Ihnen vereinbart. Da kann man die ausbleibende Wirkung abklären.
Kurze Antwort: Nein, Botox verursacht keine Spätfolgen. Der oben skizzierte Prozess der Wirkung von Botox ist vollständig reversibel. Das bedeutet: Das Toxin verliert nach und nach an Wirkung, bis sie nach 4–6 Monaten ganz weg ist. Im Körper bleiben keine Spuren und kein „Gedächtnis“ zurück. Die Angst vor Botox-Spätfolgen ist daher unbegründet. Das haben auch Langzeitstudien oft gezeigt: Es gibt keine Botox-Spätfolgen.
Allerdings verlieren Muskeln an Kraft, wenn sie lange nicht aktiv sind. Das kennen Sie von Armen und Beinen. Bei mimischen Muskeln ist es nicht anders. Auch sie werden durch langes Ruhigstellen schwächer. Wenn man so will, dann kann man das als „Botox Spätfolge“ bezeichnen. Sie hat aber nur indirekt mit dem Toxin zu tun.
Ich freue mich auf Ihren Besuch!
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Über den Autor:
Dr. med. univ. Eva Maria Strobl ist Inhaberin der Praxis LIPS and SKIN Ästhetische Medizin in München. Sie ist ausgebildete Fachärztin für Allgemeinmedizin (MedUni Wien) und seit mehr als 10 Jahren spezialisiert auf nicht-chirurgische ästhetische Eingriffe. Sie ist Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Botulinum-Therapie e.V (DGBT), der German Society of Anti-Aging Medicine e.V. (GSAAM) und im Network Global Health. Sie publiziert regelmäßig Beiträge in ihrem Blog und auf DocCheck.