In diesem Beitrag beschäftige ich mich etwas ausführlicher mit dem Nutzen und den Grenzen von Feuchtigkeitscremes (neudeutsch„Moisturizer“). Ich greife diese Produktgruppe stellvertretend für diverse „Cosmeceuticals“ heraus, die als Cremes, Lotions, Masken oder dergleichen auf die Haut aufgetragen werden und durch Eindringen in die Haut ihre Wirkung entfalten sollen. Dass sie dabei gut gegen trockene Haut helfen behaupten alle Produkte. Und manche behaupten deutlich mehr. Zu recht?
Hautcremes sollte man meiner Überzeugung nach dafür benutzen, um die Hautfeuchtigkeit zu erhalten und trockene Haut zu vermeiden. Hautcremes, die sehr gut gegen trockene Haut wirken, sind bereits für erstaunlich wenig Geld erhältlich („Nivea“ zum Beispiel). Es bedarf dafür nämlich weder einer magischen Rezeptur noch irgendwelcher „revolutionärer“ neuen Wirkstoffe. Ein guter Moisturizer aus dem Drogeriemarkt oder der Apotheke reicht zumeist für die gute Hautpflege, auch bei trockener Haut.
Alles darüber hinausgehende, schön verpackt in schickem Glas und hochglänzendem Karton, ist zumeist des Guten schon zu viel. Futuristisch klingende Wirkstoffe, neu und revolutionär, sollen den Eindruck vermitteln, dass das „Serum“ für 70 Euro und darüber mehr kann als die klassische Feuchtigkeitscreme. Von der Verbesserung des Hautbildes über die Bildung neuen Kollagengewebes, bis zur Beseitigung von Falten. „Anti Aging“ eben, ohne dieses Buzzword kommt ja heute fast keine Creme aus.
Aber das sind in den allermeisten Fällen leere Versprechen. Zwar wird es die eine oder andere Creme aufgrund ihrer quellenden Wirkung sicherlich schaffen, feinere Linien oberflächlich zu kaschieren und ein grobes Hautbild optisch aufzubessern. Und sicher gibt es eine Reihe beruhigender Wirkstoffkomplexe, die bei diversen Hautirritationen Linderung versprechen. Aber jegliche Behauptung einer „verjüngenden“ Wirkung versehe ich mit einem großen Fragezeichen. Selbst wenn Wirkstoffe zum Einsatz kommen, die an sich vielversprechend sind (wie z.B. Hyaluronsäure). Die oberflächliche Anwendung setzt nämlich auch dem besten Wirkstoff enge Grenzen. Warum, erkläre ich im Folgenden.
Wenig zu erreichen an der Oberfläche
Der hauptsächliche Grund für meinen Zweifel liegt an der oberflächlichen Wirkung, die Cremes, Lotions und ähnlichen Moisturizing-Produkten gemeinsam ist. Sie erstreckt sich lediglich auf die oberste Schicht der Haut, die sogenannte Epidermis. Und selbst dort erreichen die allermeisten Cremes wiederum nur die obersten Zellreihen der sogenannten „Hornschicht“. Das Problem dabei: Deren Zellen lassen sich kaum mehr „verjüngen“, denn sie sind überwiegend bereits abgestorben. Selbst der ausgefeilteste Wirkstoff wird hier nur marginale Effekte erzielen. Um besser wirken zu können, muss er in tiefere Hautschichten vordringen. In die tiefsten Schichten der Epidermis oder noch besser in die Dermis, wo die Blutgefässe verlaufen und die für das Altern zentralen Stoffwechselprozesse ablaufen.
Aber das ist für Cremes, Lotions, Seren und dergleichen nicht so einfach. Deshalb setze ich in meiner Praxis in München auf Techniken wie Microneedling, mit denen Wirkstoffe durch mikrofeine Kanäle tatsächlich in die tiefen Schichten der Haut eingebracht werden können. Microneedling ist ein ideales Verfahren, um in der Dermis die Kollagensynthese anzuregen und mit gezielt verabreichten Anti-Aging Wirkstoffen zu unterstützen. Aber Sie sehen bereits an dieser Stelle, liebe Leserin, lieber Leser, um die Wirksamkeit von Moisturizer-Produkten beurteilen zu können, ist eine gewisse Kenntnis des Aufbaus der menschlichen Haut Voraussetzung. Insbesondere der äußersten Schicht, der Epidermis.
Daher stelle ich meinen weiteren Betrachtungen zunächst eine kurze Einführung in das „Schichtenmodell“ der menschlichen Haut voran. Darüberhinaus werde ich auf einige elementare, dermale Stoffwechselvorgänge eingehen, die für die ständige Regeneration der Haut und ihre ausreichende Durchfeuchtung wichtig sind. Warum trockene Haut überhaupt entsteht und was man dagegen tun kann wird dann sofort klar werden.
Anatomie der menschlichen Haut
Die menschliche Haut ist prinzipell aus drei Schichten aufgebaut (von außen nach innen):
- der Epidermis („Oberhaut“)
- der Dermis („Lederhaut“)
- der Subkutis („Unterhaut“)
Die Epidermis und die Dermis werden gemeinsam oft auch „Kutis“ genannt. Die Kutis ist je nach Körperregion zwischen 1,5 und 4 mm dick. Die Epidermis ist relativ dünn und misst gerade einmal 0,1 mm. Die Dermis misst zwischen rund 1,5 und 4mm. Die Subkutis kann wenige Millimeter bis mehrere Zentimeter dick sein, abhängig vom Umfang des eingelagerten, subkutanen Fettgewebes. Die Dicke der Haut variiert außerdem in Abhängigkeit von Geschlecht und Alter.
Die Epidermis
Die oberste Hautschicht ist die Epidermis. Sie besteht aus mehreren Lagen eines bestimmten Hautzelltyps, den sogenannten Keratinozyten. Die Epidermis erneuert sich fortwährend: Neue Keratinozyten werden in den untersten Schichten der Epidermis (Basalschicht, Stratum basale) gebildet und wandern dann an die Hautoberfläche (Hornschicht, Stratum corneum). Die einzelnen Schichten der Epidermis sind somit nichts anderes als unterschiedliche Entwicklungszustände ein und desselben Zelltyps im Verlauf seiner Wanderung bzw. Reifung.
An der Oberfläche angekommen, wandeln sich die Keratinozyten in Korneozyten (Hornzellen) um. Also solche bilden sie die äußerste Begrenzung der Haut, bevor sie schließlich als totes Gewebe abgestoßen werden. Der Durchlauf eines kompletten Zyklus nimmt 2-4 Wochen in Anspruch, in deren Verlauf die Keratinozyten von der tief gelegenen Basalschicht in die obersten Lagen der Hornschicht wandern. Die Epidermis als oberste Schicht der Haut ist damit ein sich ständig erneuernder Schutzwall, dessen Bausteine in der tiefsten Schicht gebildet werden, dann auf dem Weg an die Oberfläche einen Prozess der Differenzierung und Reifung durchlaufen, um schließlich als Teil der schützenden Hornschicht zu dienen, abzusterben und durch die nächste Zellgeneration ersetzt zu werden. Das passiert wie gesagt ständig. Ohne Unterbrechung verliert jeder Mensch an die 40.000 abgestorbene Hornzellen – pro Minute!
Zwischen der Basalschicht und der Hornschicht besitzt die Epidermis zwei weitere Zellschichten:
- In der Stachelschicht (Stratum spinosum), die sich an die Basalschicht anschließt, werden diverse Zellbausteine zur Verfügung gestellt, um die Hornzellen zum Reifen zu bringen und die fertigen Hornzellen mittels „Lipidkitt“ zu einer widerstandsfähigen Barriere zu verbinden.
- In der nachfolgenden Körnerschicht (Stratum granulosum) erfolgt der Umbau des noch lebenden Keratinozyten zur toten Hornzelle. Dabei werden die Zellwände verstärkt und versteift, die Zellen untereinander weiter „verkittet“, und die Zellen schließlich zum Suizid durch Auflösung von Zellkern und Zellorganellen veranlasst. Als feste Zellkörper, untereinander dick durch Lipide verbunden, bilden die toten Keratinozyten die äußerste Schutzschicht der Haut, bis sie wie gesagt abgestoßen und durch nachfolgende Zellgenerationen ersetzt werden.
Was bedeutet das für unsere Feuchtigkeitscreme? Hautcremes und alle Arten von über die Haut wirkenden Kosmetika müssen zunächst einmal durch diese äußerste Schutzschicht der menschlichen Haut, das Stratum corneum. Dieses ist zwar nicht besonders dick, lediglich 5–10 Mikrometer, und besitzt auch nur 10-20 einzelne Zelllagen. Dennoch erweist sich diese Schicht als ziemlich effektive Barriere. Ob Wirkstoffe erfolgreich in die Haut eindringen können, hängt deshalb u.a. von ihrer molekularen Größe ab, dem sogenannten „Molekulargewicht“. Man misst es in „Dalton“. Als Faustregel gilt, dass Wirkstoffmoleküle nur maximal 500 Dalton groß sein dürfen, um durch die Hautbarriere tiefer in die Epidermis vordringen zu können. Die Moleküle der für Hautdurchfeuchtung und Anti Aging wichtigen Wirkstoffe sind aber um ein Vielfaches größer.
Hyaluronsäure zum Beispiel kommt in unterschiedlichen Molekulargewichten ab rund 1 Million Dalton vor, komplexere Varianten gehen hoch bis zu mehreren Millionen Dalton. Wenn Kosmetikhersteller mit deutlich geringeren Molekulargewichten von 1000 Dalton und darunter werben, dann deshalb, weil sie nicht Hyaluronsäure selbst, sondern ein Derivat verwenden. Zum Vergleich: BOTOX hingegen liegt bei rund 900.000 Dalton. Auch das liegt weit oberhalb jedweder Möglichkeit, tiefer in die Haut einzudringen. Eine „BOTOX Creme“, wie sie ab und an durch die Medien und einschlägigen Internetforen geistert, wird deshalb absehbar Wunschdenken bleiben.
Ein anderes Beispiel ist hingegen Nikotin: Das pflanzliche Alkaloid hat ein sehr geringes Molekulargewicht von lediglich 162 Dalton und kann die Hautbarriere deshalb recht gut penetrieren. Das macht man sich in den bekannten Nikotin-Pflastern zu Nutze. Das exakt gleiche Prinzip funktioniert auch bei Testosteron-Pflastern, da Testosteron ein Molekulargewicht von nur 288 Dalton aufweist.
Die Problematik der großen Moleküle von Hyaluron befeuert übrigens seit geraumer Zeit eine ganz eigene Schiene biochemischer Forschung, die sich auf die Suche nach neuen Darreichungsformen gemacht hat. Hyalurondrinks und hyaluronhaltige Nahrungsergänzungsmittel („Supplements“) haben seither das Licht der Welt erblickt, die darauf bauen, dass auch „geschlucktes“ Hyaluron zu vergleichbaren Anti Aging Ergebnissen führt wie injiziertes Hyaluron. Allen diesen Produkten ist jedoch gemeinsam, dass die in Aussicht gestellten Resultate durch Studien nicht eindeutig belegt werden können. Zumal bei Hyaluron, das chemisch den „Ballaststoffen“ ähnelt, erschwerend hinzukommt, dass es ohne weiteres vom Körper nur schwer verdaut werden kann.
Aber nicht nur in Richtung außen nach innen ist das Funktionieren der Hautbarriere wichtig. Für die Aufrechterhaltung der Hautdurchfeuchtung zählt insbesondere die Sperre von innen nach außen.
Warum ist „von innen nach außen“ wichtig?
Gerade für den Erhalt ausreichender Hautfeuchtigkeit ist die Barrierefunktion der Hornschicht von innen nach außen wichtig, weil eine zentrale Aufgabe der Hornschicht in der Regulation des kutanen Wasserhaushalts besteht. Die Hornschicht bildet eine Art natürliche „Dampfsperre“, die den menschlichen Körper davor bewahrt, Wasser zu schnell über die Hautoberfläche zu verdunsten und als Folge davon auszutrocknen. Im Prinzip kann man sich die Hornschicht vorstellen wie eine dünne Folie, die auf der Haut aufliegt und für Wasser sowie wasserlösliche Substanzen nahezu undurchlässig ist. Ihr innerer Aufbau gleicht einer Ziegelmauer, in der große und dicke Korneozyten (sie sind tatsächlich die dicksten Zellen des menschlichen Körpers) reihenweise übereinander gestapelt und mit einem „Mörtel“ aus epidermalen Lipiden fest verbunden sind.
Im Stratum corneum finden verschiedene Stoffwechselprozesse statt, deren Endprodukte unterschiedliche Aufgaben im „Schutzwall“ übernehmen, teils chemischer Natur und primär gegen äußere Einwirkungen gerichtet (Bakterien, Pilze), teils hydrophiler Natur zur Regulierung des Feuchtigkeitshaushalts.
Natural Moisturizing Factor und Lipid-Mörtel
Im oberen Bereich des Stratum corneum entstehen dabei Aminosäuren, die als natürlicher Feuchthaltefaktor („Natural moisturizing factor“, kurz: NMF) fungieren und für die Wasserbindungsfähigkeit der äußeren Hornschicht essenziell sind. Gemeinsam mit dem „Kit“ aus epidermalen Lipiden, der die Hornzellen verbindet, stellt der NMF den wichtigsten Faktoren für die Aufrechterhaltung der Hautfeuchtigkeit dar. Und damit die Geschmeidigkeit und Flexibilität der Haut, sowie ein feines Hautbild und einen rosigen Teint. Krankheitsbedingt kann es zu NMF-Mängelerscheinungen kommen (zB Ichthyosis vulgaris), was eine Austrocknung und Schuppung der Haut nach sich zieht. Auch häufiges Waschen mit Seife kann zur Verminderung des NMF führen und damit zu Trockenheitserscheinungen der Haut. Eine ganze Reihe dermatokosmetischer Therapien steht zur Verfügung, um einem geschädigten NMF zu begegnen und die Hautfeuchtigkeit effektiv zu erhöhen.
Desweiteren führt ein Verlust an epidermalen Lipiden zu Hauttrockenheit. Bestimmte cholesterinsenkende Medikamente sind zum Beispiel bekannt dafür, den Lipidgehalt der Epidermis als Nebenwirkung zu beeinträchtigen. Dazu kommt häufiges Reinigen mit Seifen oder die falsche Anwendung von flüssigen Ölen (Olivenöl) in der Hautpflege, die ebenfalls zu Auswaschungen von Hautlipiden und damit zu einer Störung der Barrierefunktion des Stratum corneum führen. Und damit zu trockener Haut und allen Folgeerscheinungen, dermatologisch wie auch optisch.
Die gesunde Hornschicht hat einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 10–20%. Fällt der Gehalt an Hautfeuchtigkeit unter diesen Wert, dann erscheint die Haut trocken und schuppig. Liegt der Wassergehalt hingegen weit über 20%, dann kommt es zur Quellung und die Haut sieht aus wie nach einem zu langen Aufenthalt in der Badewanne. Durch dieses Aufquellen („Mazeration“) wird die Barrierefunktion der Hornschicht herabgesetzt. Die Fugen zwischen den Ziegeln in unserem Ziegelstein-Mörtel-Modell weiten sich. Ein Effekt, den sich viele Kosmetika zu Nutze machen, um Wirkstoffe überhaupt durch die äußere Barriere hindurch in etwas tiefere Hautschichten einbringen zu können. Man spricht beim kosmetisch hervorgerufenen Aufquellen von „Okklusion“ und bei Creme-Bestandteilen, die das bewerkstelligen können, von „Okklusiva“.
Die Dermis
Mit der Dermis halte ich mich im Rahmen dieses Textes nicht lange auf. Das mag einen überraschen, liegen doch in der Dermis die Kollagen- und Elastinfasern, die für ein jugendliches Aussehen der Haut so wichtig sind und deren verlangsamte Regeneration entscheidend für die Hautalterung ist. Nicht zuletzt deshalb drehen sich die meisten anderen meiner bisherigen Blogtexte um Vorgänge in der Dermis, wie zum Beispiel bei Microneedling und/oder PRP. Die Dermis müsste auch das primäre Ziel all der Wirkstoffe sein, die von den Kosmetikfirmen mit verjüngender Wirkung angepriesen werden. Kollagen, Elastin, diverse Vitamin- und Aminosäurekomplexe, Hyaluron usw… alle diese Stoffe wirken primär in der Dermis.
Alleine: In die Dermis werden äußerlich aufgetragene Pflegeprodukte nur schwer vordringen. Dafür erweist sich die Epidermis als viel zu unüberwindlich. Die meisten Wirkstoffe, die es aus Cremes oder Lotions in das Hautinnere schaffen, bleiben in den oberen Reihen der „Ziegelwand“ aus Korneozyten und epidermalen Lipiden hängen. Ein lieb gewonnener Standardsatz von mir, den Sie womöglich schon mal im Blog oder auf Twitter gelesen haben, lautet denn auch: „Hyaluron, das wirken soll, muss aus einer Kanüle kommen.“ Denn nur so gelangt es in die Dermis. Über minimal-invasive Techniken wie Injektionen oder Microneedling.
Halten wir also fest: „Anti Aging“-Versprechen kommerziell vertriebener Cremes, Seren, Lotions usw. sehen sich durch dreierlei Grenzen in ihrer Effektivität beschränkt:
- Ob die enthaltenen Wirkstoffe überhaupt die Wirkung entfalten können, die sie versprechen, ist nicht immer durch eindeutige wissenschaftliche Studien belegt.
- Auch wenn die Wirkung bestimmter Stoffe belegt ist, dann ist damit noch nicht gesagt, dass sie in die Hauttiefen gelangen, in die sie gelangen müssen, um ihre Wirkung entfalten zu können.
- In den oberflächlichen Hautschichten, in die sie gelangen, werden sie nur in sehr begrenztem Umfang ihre Wirkung entfalten können, da die dortigen Zellen überwiegend bereits abgestorben sind bzw. nur sehr kurze Lebensdauer haben, bevor sie als Hautschuppen vom Körper abgestoßen werden.
Warum dann überhaupt Feuchtigkeitscremes?
Mit allem bislang Gesagten könnte man jetzt gut und gerne die Meinung vertreten, dass die gesunde Haut Feuchtigkeitscremes, Moisturizer generell und allerlei Arten von sonstigen „Cosmeceuticals“ gar nicht nötig hat. Aber das stimmt so pauschal auch wieder nicht. Denn einerseits gibt es Hautpartien, die besonders anfällig sind für Trockenheit, speziell im reiferen Alter, wie zum Beispiel die Lippen oder die Ellbögen. Und andererseits ist es so, dass wir in unserer modernen Gesellschaft einen tatsächlichen Bedarf an Moisturizern selbst erzeugen. Durch unsere ebenso penibel wie gründlich durchgeführten Wasch- und Reinigungsroutinen nämlich, ergänzt um allerlei weitere Maßnahmen der täglichen Körperhygiene.
Diese „Kulturtechniken“ schädigen die Schutzbarriere des Stratum corneum und führen so zu einem erhöhten Feuchtigkeitsverlust der Haut und in weiterer Folge zu Hauttrockenheit. Verstärkt werden können Schäden an der Schutzbarriere noch durch andere Faktoren, wie schädliche Umwelteinflüsse, Nikotinkonsum, Hormonprobleme, Stress usw. Gute Feuchtigkeitscremes wirken solchen Barriereschäden sehr effektiv entgegen.
Woraus bestehen Moisturizer?
Feuchtigkeitscremes und andere Moisturizer bestehen zumeist aus den folgenden Bestandteilen:
- Okklusiva: Okklusiva sind Substanzen, die die Haut mit einer Art „Dampfsperre“ überziehen und so den transdermalen Wasserverlust verringern. Okklusiva sind hydrophob und reichen oft bis in die obersten Schichten des Stratum corneum, wo sie die Barrierefunktion der interzellulären Lipide unterstützen.[br]Als effektivste okklusive Substanz gilt Vaseline. Daneben sind auch Silikone und Silikon Elastomere weitverbreitete Okklusiva. Desweiteren Fettsäuren wie z.B. Lanolinsäure, Fettalkohole wie Lanolin Alkohol oder Cetyl Alkohol, Mineralöle wie Paraffin oder Squalen, Phospholipide wie Lecithin oder pflanzliche Wachse wie Carnauba.[br]Der Unterschied im Wirkungsgrad zwischen Vaseline und anderen Okklusiva ist enorm: während 5%-iges Vaseline den transdermalen Feuchtigkeitsverlust um mehr als 98% verringert, liegen Lanolin und Okklusiva auf Mineralölbasis bei lediglich 20-30%.[br]Zu stark wirkende Okklusiva können aber auch problematisch sein. Insbesondere in Körperfalten oder in Zonen mit erhöhter Feuchtigkeit (Achseln, Genitalbereich) besteht die Gefahr, dass die Hautfeuchtigkeit im Stratum corneum auf über 40% steigt und so zu Mazeration führt, was die Gefahr bakterieller Infektionen und Pilzerkrankungen erhöht. Um dieses Problem zu umgehen, werden Okklusiva zumeist mit Feuchthaltemitteln kombiniert.
- Feuchthaltemittel: Die Rolle der Feuchthaltemittel ist, wie der Name andeutet, die Absorption und Pufferung von Umgebungsflüssigkeit. „Umgebung“ kann dabei die Feuchtigkeit auf und an der Hautoberfläche meinen, allerdings auch die Feuchtigkeit IN der Haut. Das kann insbesondere in Gegenden mit niedriger Luftfeuchtigkeit dazu führen, dass die Verwendung eines ungeeigneten Pflegeprodukts den Feuchtigkeitsverlust der Haut sogar ERHÖHT. Aus diesem Grund werden Feuchthaltemittel ihrerseits vorzugsweise mit Okklusiva kombiniert, um einen solchen Effekt zu vermeiden.Gängige Feuchthaltemitte sind Hyaluronsäure, Glyzerin, Gelatine, Honig, Panthenol, Urea (Harnstoff), Alpha-Hydroxy-Säuren (z.B. Milchsäure, Glykolsäure) oder Natrium- und Ammoniumlaktat.
- Emollienzien: Emollienzien haben die Aufgabe, die Haut glatter und geschmeidiger zu machen. Sie sind sozusagen der „Ersatzmörtel“, mit dem verloren gegangene Lipide zwischen den Korneozyten im Stratum corneum aufgefüllt werden. Entsprechend bestehen sie aus Fetten oder Ölen, und oft genug handelt es sich um die gleichen Substanzen, die unter 2. als Feuchthaltemittel aufgelistet sind. Den Emollienzen verdanken alle Feuchtigkeitscremes ihre „Cremigkeit“, auch wenn sie ansonsten keine Fettbestandteile enthalten.Emollienzen können adstringierend wirken, wie z.B. Dimethicon oder Cyclomethicon. Die kosmetischen Produkte werben dann zumeist mit „verkleinerten Poren“, „gegen fettige Haut“ und dergleichen. Oder sie sind explizit „rückfettend“ wie z.B. Isopropylpalmitat, Decyl Oleat, Jojobaöl oder Rizinusöl. Emollienzen wirken oft auch juckreizstillend, daher sind sie regelmäßig ein wichtiger Bestandteil von Salben zur Linderung bestimmter Hautkrankheiten (z.B. Neurodermitis).
- Emulgatoren: Emulgatoren haben die Aufgabe, die in zahlreichen Formulierungen enthaltenen hydrophilen (wasserlöslichen) als auch hydrophoben (wasserunlöslichen) Substanzen in stabiler Verbindung zu halten. Man unterscheidet anionische, kationische, amphotere und nichtionische Emulgatoren, chemisch zumeist Tenside. Neuere Substanzen dieser Gruppe sind z. B. das aus Kokosnussöl und Glyzerin synthetisierte Kokosmonoglyceridsulfat. Als besonders gut hautverträgliches, nichtionisches Tensid jüngerer Generation gilt das aus Zucker und Fettalkoholen bestehende Alkylpolyglykosid.
- Konservierungsstoffe: Da sehr viele kommerzielle Moisturizer-Produkte eine große Menge Wasser enthalten, unterliegen sie einem erhöhten Risiko bakterieller Kontamination. Dem begegnet man seitens der Hersteller durch die Zugabe entsprechender Konservierungsmittel.
- Duftstoffe und Pigmente: Für eine bessere Vermarktbarkeit sollen kosmetische Produkte gut riechen und ansprechend aussehen. Ansonsten haben diese Produktbestandteile keine Funktion.
- UV-Schutz: Eines der wenigen Argumente, das eindeutig für eine Hautcreme spricht, ist ihr eventuell enthaltener Schutz vor UV-Strahlung. Ein hoher Lichtschutzfaktor macht Ihre Hautcreme tatsächlich zu einer „Antifaltencreme“, wenn auch anders, als die Werbung verspricht. Das natürliche Sonnenlicht trägt wesentlich zur Hautalterung bei, ein hoher UV-Schutz in Ihrer Hautcreme bewahrt Sie davor. Wenn Sie sich für eine Feuchtigkeitscreme entscheiden müssen und Sie wissen nicht welche, dann nehmen Sie daher immer die mit dem höheren Lichtschutzfaktor. Ganz einfach.
- Botanische Substanzen: Aloe Vera Fans ist hier ein bekannter Vertreter. Als Feuchtigkeitsspender ist die südländische Pflanze in Cremes und Lotions sehr beliebt, wenngleich die Studienergebnisse hierzu leider nicht eindeutig sind. Gleiches gilt für ihre hautberuhigende Wirkung als After Sun.
- Anti Aging Wirkstoffe: Die Liste der gängigen „Wundermittel“ ist lang und wird immer länger. Tatsächlich hat man den Eindruck, wie es neulich in einer SPIEGEL-Titelgeschichte hieß, dass die Kosmetikindustrie gezielt nach biochemischen Komplexen forscht, die sich als „neuester Stein der Weisen“, mit möglichst kompliziert klingenden Namen, gut auf der Verpackung machen. Viele dieser Wirkstoffe mögen ihren Nutzen haben, andere womöglich nicht. Herausfinden wird man das vermutlich nur durch eigenes Probieren. Aber wie oben schon gesagt: Aufgrund der Besonderheiten der Hautanatomie scheinen langfristige Verjüngungseffekte eher unwahrscheinlich.
Wie wähle ich die optimale Feuchtigkeitscreme?
Aus dem bisher Gesagten ergeben sich bereits zahlreiche Hinweise für die Wahl der individuell geeigneten Hautcreme. Zusätzlich sei gesagt, dass Produkten mit geringem Wassergehalt insbesondere in der kalten Jahreszeit der Vorzug zu geben ist. Stark wasserhältige Cremes können zu unschönen Erfrierungserscheinungen der Haut führen. Salben (Wasser in Öl-Emulsionen) sind deshalb besser geeignet, wenn es draußen kalt ist und ein längerer Aufenthalt im Freien ansteht.
Für die normale Jahreszeit entscheiden Sie sich am besten für Produkte, die ihrem Hauttyp (trocken/fett) entsprechen. Bei fettiger Haut und/oder Akne benötigen Sie jedenfalls ein nicht-komedogenes Produkt. Stark wasserhältige Cremes sollten sie allerdings auch dann in allen Körperregionen vermeiden, die mazerationsgefährdet sind (Achseln, Intimzone, Körperfalten). Aufgrund der Vielzahl kosmetischer Inhaltsstoffe sollten Sie außerdem das Risiko allergischer Reaktionen im Auge behalten. Und wie bereits gesagt: Wenn Sie zwischen mehreren Cremes wählen müssen, dann wählen Sie die mit dem höchsten Lichtschutzfaktor. Damit wird ihr Moisturizer zu einem echten „Anti Aging“-Produkt.